Nicht canceln, sondern einbinden

Nach Kritik: Akademie-Direktor verteidigt Tagung mit US-Bischof Barron

Veröffentlicht am 18.03.2025 um 11:31 Uhr – Lesedauer: 5 MINUTEN

Münster ‐ US-Bischof Robert Barron ist bekannt für sein Medienunternehmen "Word on Fire" – und seine konservativen Positionen. Für eine geplante Tagung im Bistum Münster gab es nun Kritik. Der Direktor der Bistums-Akademie wirbt dagegen für Pluralität.

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Der Direktor der Münsteraner Akademie Franz-Hitze-Haus, Johannes Sabel, hat eine geplante Tagung mit US-Bischof Robert Barron (Foto) gegen Kritik verteidigt. "In einer gesellschaftlich hoch polarisierten Zeit muss es Orte geben, an denen wir die Spannung und auch den Konflikt zwischen sehr unterschiedlichen Positionen und ihren Argumenten aushalten, uns in diesen Spannungen bewegen, sie nicht wegschieben", schreibt Sabel in einem Kommentar für das Münsteraner Internetportal "kirche-und-leben.de" (Montag). "Also nicht absagen, 'canceln', sondern einbinden in einen Rahmen anderer Positionen."

Der Bischof von Winona-Rochester im US-Bundesstaat Minnesota soll im Juli von der Josef-Pieper-Stiftung mit dem gleichnamigen Preis ausgezeichnet werden. Bekannt ist Barron vor allem als Initiator des Medienunternehmens "Word on Fire", das sich mit Videos, Büchern und Kursen um Neuevangelisierung bemüht. Der Preis wird laut Angaben der Stiftung an Philosophen vergeben, "die sich durch herausragende Forschungsleistungen auf dem Gebiet des europäischen Denkens auszeichnen". Rund um die Verleihung ist zudem eine Tagung zu Wegen der Glaubensverkündigung in der Gegenwart im Franz-Hitze-Haus geplant, bei der auch Barron auftreten soll.

Konservative Ausrichtung kein Grund für Absage

In der Folge gab es Kritik an der Auszeichnung Barrons unter anderem wegen dessen Nähe zu US-Präsident Donald Trump. Auch der ehemalige Direktor der Akademie und Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, kritisierte die Entscheidung. Pieper sei "ein freier Geist gewesen", der sich nicht vereinnahmen lasse. Ihn treibe die Sorge um, ob "sich die Stiftung 'jene Freiheit, die dem Namensgeber so wichtig war […], erhalten kann'". Gegenüber katholisch.de betonte Sabel: "Ob das Denken Joseph Piepers mit der form der Verkündigung und Theologie, die Robert Barron vertritt, in einem inhaltlichen Zusammenhang steht, würde ich mit einem Fragezeichen versehen." 

Sabel bestätigte in seinem Kommentar, dass ihn Nachrichten erreicht hätten, das Symposium mit Barron abzusagen, oder dass Menschen diese mit Demonstrationen verhindern und so ihre Position zum Preisträger ausdrücken wollten. Er begrüße es, dass es eine Auseinandersetzung mit der Preisverleihung und der Frage, ob Barron das Denken und die Theologie Piepers vertrete, gebe. "Eine konservative theologische oder politische Ausrichtung des Preisträgers darf jedoch kein Grund sein, das Symposium der Josef-Pieper-Stiftung in den Räumlichkeiten der Akademie abzusagen – zumal in einem Bistum, das sich in diesen Tagen mit der Demokratiekampagne 'Mensch! Lebe Freiheit' positioniert", so Sabel. Die Akademie wolle rund um das Symposium auch eine Ausstellung zur LGBTIQ-Bewegung in der Kirche zeigen und Verbindungen zwischen der Neuen Rechten und dem konservativen Katholizismus beleuchten. (cbr)

18.03.25, 15.05 Uhr: Ergänzt um Präzisierung in der Überschrift und Zitat von Akademie-Direktor Johannes Sabel im dritten Absatz.