Maristenbrüder wollen Missbrauch im Orden aufarbeiten

Die Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl-Spilker-Wastl hat einen weiteren Auftrag für ein Aufarbeitungsprojekt in der katholischen Kirche erhalten. Laut Mitteilung der Kanzlei vom Dienstag soll sie Fälle sexualisierter Gewalt seit 1945 beim Institut der Maristenbrüder Deutschland untersuchen.
Es geht um Minderjährige und erwachsene Schutzbefohlene in Schulen und Internaten an den Standorten Cham, Furth, Mindelheim und Recklinghausen. Die dortigen Einrichtungen befinden sich inzwischen in Trägerschaft der Bistümer Regensburg, Augsburg und Münster. Sitz der deutschen Maristenbrüder ist Furth bei Landshut.
Zuletzt hatte das Landgericht Memmingen im Dezember den ehemaligen Leiter des Maristen-Internats in Mindelheim im Allgäu freigesprochen. In anderen Prozessen wurde der mittlerweile aus dem Orden ausgeschlossene Mann wegen sexueller Nötigung und sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt.
Veröffentlichung in eigener Verantwortung
Betroffene und Zeitzeugen wurden gebeten, sich in der Kanzlei zu melden. Ansprechpartner sind Rechtsanwältin Nata Gladstein und ihr Kollege Martin Pusch. Alle Mitteilungen und Gespräche würden vertraulich behandelt und ohne ausdrückliche Einwilligung nicht an den Orden weitergegeben, hieß es. Der Untersuchungsbericht werde in eigener Verantwortung der Kanzlei veröffentlicht.
Anwälte von Westpfahl-Spilker-Wastl waren bereits für mehrere katholische Bistümer als Gutachter zum Thema tätig, so in München-Freising, Aachen, Köln und Bozen-Brixen.
Maristenbrüder gibt es seit etwas mehr als 100 Jahren. Der Orden ist auf pädagogische Arbeit mit jungen Menschen spezialisiert und weltweit verbreitet. Die Brüdergemeinschaft zählt nach eigenen Angaben fast 3.100 Mitglieder in 81 Ländern. In Deutschland sind es nur noch um die 20. (fxn/KNA)