Studie: Viele Übergriffe auf Priester in Polen

In Polen schlägt katholischen Geistlichen zunehmend Hass entgegen: Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des kirchlichen Statistikinstituts, die am Donnerstag von der Polnischen Bischofskonferenz veröffentlicht wurde. Die Hälfte der befragten 614 Priester erlebten demnach in den vergangenen zwölf Monaten Aggression gegen sich.
Studienautor Karol Leszczynski sprach von einem "weit verbreiteten Phänomen". Die Geistlichen berichteten den Angaben zufolge meist von Spott, Drohungen und Beleidigungen. Jeder dritte befragte Pfarrer wurde nach eigener Aussage im Internet verbal angegriffen. Vier Prozent der Umfrageteilnehmer seien körperlich angegangen worden, hieß es. 19 Prozent gaben Attacken auf eine Kirche oder eine andere Religionsstätte in ihrer Pfarrei an und 15 Prozent Störungen von Gottesdiensten.
Etwa jeder zehnte Priester berichtete, dass Eigentum seiner Pfarrei oder eines Geistlichen zerstört worden sei. Es habe auch Übergriffe auf Gräber gegeben. Den Behörden wurden die allermeisten Vorfälle laut Studie nicht gemeldet, weil sie etwa nicht als schwerwiegend genug eingestuft worden seien.
Zerrbild oder schlechte Erfahrungen?
90 Prozent der befragten Priester meinten, Aggression gegen Geistliche habe in den vergangenen zehn Jahren zugenommen. Gleichwohl fühlten sich 81 Prozent in ihrer Pfarrei sicher oder sehr sicher, wenn sie eine Soutane oder ein Hemd mit Kollar tragen – vier Prozent jedoch gefährdet. Außerhalb ihrer Pfarrei fühlen sich in Priestergewand 17 Prozent unsicher und nur 57 Prozent sicher. Der Soziologe Leszczynski betonte, mehr als die Hälfte der Befragten trage auf der Straße bewusst keine Soutane oder ergreife andere Maßnahmen, um Konfrontationen zu vermeiden.
Einen Grund für die Aggression gegen Geistliche sehen fast alle Befragten in einem vorherrschend negativen Priesterbildes in den Medien. 91 Prozent nannten als Ursache ideologische und politische Konflikte in der polnischen Gesellschaft. Drei Viertel vermuten, dass Personen aggressiv seien, weil sie sich von Priestern ungerecht behandelt fühlten.
Das Warschauer Statistikinstitut der Kirche hatte alle römisch-katholischen und griechisch-katholischen Bistümer in Polen 2024 gebeten, ihre Priester zu der Online-Umfrage einzuladen. Dem kamen zwei Drittel der Bistümer nach. Laut dem Institut ist die Erhebung nicht repräsentativ. Es war die erste derartige Untersuchung. (KNA)