Terroristen vom "Islamischen Staat" haben ein jahrhundertealtes syrisches Kloster niedergerissen

Islamisten zerstören antikes Kloster

Veröffentlicht am 21.08.2015 um 14:12 Uhr – Lesedauer: 
Terrorismus

Damaskus ‐ Terroristen des "Islamischen Staats" haben in Syrien ein jahrhundertealtes Kloster teilweise niedergerissen. Mit dem antiken Heiligtum haben die Islamisten das Grab des Märtyrers Mar Elian aus dem 3. Jahrhundert zerstört.

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Die Gesellschaft für bedrohte Völker verurteilte das Zerstörungswerk. Christliche Kirchen und Klöster würden "dem Boden gleichgemacht, weil die Radikalislamisten das Gedächtnis des Volkes über ihre zweitausendjährige christliche Vergangenheit für immer vernichten wollen", erklärte Kamal Sido, Nahostreferent der Organisation, am Freitag in Göttingen.

Christen stehen unter Hausarrest

Ein Mitglied der syrisch-katholischen Klostergemeinschaft sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), offenbar sei der neue Teil des Klosters mit Kirche und Wohngebäude verschont. "Wenn sie den Rest zerstört hätten, hätten sie auch diese Bilder ins Internet gestellt", sagte der Ordensmann, der sich außerhalb von Karjatain aufhält. Zur Zeit des Überfalls habe sich kein Mönch mehr in dem Kloster befunden. Die wenigen in Karjatain verbliebenen Christen stünden unter Hausarrest.

Den verbreiteten Aufnahmen zufolge planierten die Islamisten den ältesten Trakt der Anlage mit dem Grab des Mar Elian, eines Märtyrers aus dem 3. Jahrhundert. Das von syrischen Christen bis heute verehrte Heiligtum datiert ins 6., möglicherweise schon ins 5. Jahrhundert. Zuvor befand sich an dieser Stelle vermutlich ein römischer Militärposten. Archäologen legten in den vergangenen Jahren die Fundamente einer byzantinischen Kirche frei.

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Die Kirche ließe sich als Moschee nutzen

Mit der Zerstörung hätten die Milizen "15 Jahre Arbeit und zwölf Jahre archäologische Studien in einer halben Stunde zunichtegemacht", sagte der Ordensmann. Der neue Trakt habe nicht die "symbolische Bedeutung" und sei zudem durch eine Betonmauer abgetrennt. Außerdem lasse sich dieser Teil leicht für den IS umnutzen.

Wie der Geistliche vermutet, dürften die Islamisten lediglich die Ikonen der neuen Kirche zerstört haben. Das Gotteshaus selbst lasse sich in eine Moschee umwandeln, da die südliche Langseite genau nach Mekka ausgerichtet sei.

IS-Milizen hatten Karjatain am 4. August angegriffen und tags darauf eingenommen. Es ist die nächste Ortschaft zu der antiken Wüstenstadt Palmyra, die sich seit Mai in der Hand der Terrormiliz befindet. Nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker sollen in Syrien seit 2013 mindestens 81 christliche Kirchen zerstört worden sein. (KNA)