Spekulationen um Verzögerungen und Beschleunigungen

Konklave: Rätselraten um den Rauch

Veröffentlicht am 08.05.2025 um 14:24 Uhr – Von Ludwig Ring-Eifel (KNA) – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Wenig Verlass ist beim Konklave auf die Uhrzeiten, zu denen Rauchzeichen über Wahlgänge informieren. Viel zu spät kam der schwarze Rauch am ersten Abend, eher zu früh war er am Donnerstagmittag. Erklärungsversuche.

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Mit einer ungewöhnlich langen Verspätung begann am Mittwochabend die Serie der Rauchzeichen aus der Sixtinischen Kapelle, die derzeit die Welt über das Konklave informieren. Viele Vatikanbeobachter und auch die vatikaneigenen Medien hatten damit gerechnet, dass etwa um 19:30 Uhr schwarzer Rauch über einen ersten erfolglosen Wahlgang informieren würde. Doch dann begann ein qualvolles Warten ohne Rauchzeichen.

Zehntausende Menschen auf dem Petersplatz kamen an die Grenzen ihrer Geduld, versuchten den Vorgang mit forderndem Applaus zu beschleunigen. Und die Moderatoren und Kommentatoren der live vom Platz berichtenden Medien wussten nach zwei Stunden Liveschaltung kaum noch, was sie zusätzlich erzählen und deuten sollten – bis schließlich um 21 Uhr schwarzer Rauch in den römischen Nachthimmel stieg.

Eine lange Predigt als Auslöser?

Darüber, wie es zu der Verzögerung kam, gab es unterschiedliche Vermutungen. Einige Vatikanbeobachter wiesen darauf hin, dass die einführende Meditation des früheren päpstlichen Hauspredigers Raniero Cantalamessa immerhin zwölf Manuskriptseiten lang gewesen sei. Gut möglich, dass es nach dem "Extra omnes" und dem Schließen der Tür 45 Minuten dauerte, bis der Kapuziner-Kardinal seinen eindringlichen Vortrag gehalten hatte.

Hinzu kommt die Tatsache, dass viele der Papstwähler erstmals bei einem Konklave dabei sind und sich mit den lateinischen Schwurformeln schwertun. Und dann waren da die älteren und Gehbehinderten, die wohl einige Zeit brauchten, um von ihrem Platz bis zur Wahlurne "vorzutreten", wie es die Wahlordnung vorschreibt.

Bild: ©Paul Haring/CNS photo/KNA (Archivbild)

Führte seine Predigt zu einer Verzögerung? Raniero Cantalamessa, früherer Prediger des Päpstlichen Hauses.

Aber auch schwerer wiegende Gründe wurden ins Gespräch gebracht. Im vatikaneigenen Medien-Kanal "Vatican News" wurde spekuliert, dass die Kardinäle beschlossen haben könnten, den ersten Wahlgang zu verschieben, weil es zunächst noch Diskussionsbedarf zur Geschäftsordnung gab. Andere erinnerten daran, dass die Nichtteilnahme des vom Alter her eigentlich wahlberechtigten italienischen Kardinals Angelo Becciu (76) in dem Wahlgremium noch einmal kontrovers diskutiert worden sein könnte. Papst Franziskus hatte Becciu nach einem verlustreichen Immobiliengeschäft die Kardinalswürde entzogen.

Spekulation über ungültigen Wahlgang

Erfahrene Konklave-Beobachter erinnerten daran, dass es in der Vergangenheit auch schon mal einen ungültigen Wahlgang gab, weil einer der Kardinäle versehentlich zwei Stimmzettel eingeworfen hatte. So etwas führt zu Verzögerungen, und Rauchzeichen sind nur nach gültigen Wahlgängen erlaubt.

Die Vermutung, dass am Mittwoch irgendetwas "außer der Reihe" geschah, erhielt neue Nahrung, als am Donnerstagmittag der Rauch aus dem derzeit berühmtesten Schornstein der Welt unerwartet früh aufstieg. Frühestens um zwölf sei mit einem Signal zu rechnen, hatten die Auguren gemutmaßt, doch dann stieg der Rauch schon knapp zehn Minuten früher auf. Wieder wurde über die Ursache gerätselt. Experten von "Vatican News" erinnerten daran, dass die Kardinäle beim zweiten Wahlgang nicht noch einmal schwören müssen, sondern wortlos zur Wahlurne gehen können.

Unterdessen spekulieren italienische Medien darüber, ob sich der von ihnen als Favorit gehandelte Kardinal Petro Parolin durch Koalitionen seines Lagers mit anderen Stimmenpaketen inzwischen der Zweidrittelmehrheit nähere. Wirkliches Wissen über das, was hinter den vatikanischen Mauern vorgeht, haben die "Vaticanisti" derzeit jedoch nicht anzubieten.

Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)