Papst: Jesus will keine politische Korrektheit
Mangels Kirchen und Priestern böten oft nur Missionshäuser den Menschen einen Raum zum Gebet und Gemeindeleben. Jesus fordere aber dazu auf, den Blick über das äußere Bild und das "politisch Korrekte" hinaus zu weiten.
Kirche auf Kuba leidet unter Repressionen
Bereits bei seiner Begrüßungsrede auf dem Flughafen von Havanna hatte Franziskus am Samstag im Beisein von Präsident Raul Castro mehr Religionsfreiheit in dem kommunistischen Land eingefordert. Die katholische Kirche leidet auf Kuba unter staatlichen Repressionen und Priestermangel. Auf einen Geistlichen kommen im Schnitt rund 19.000 Gläubige.
Der Papst war am dritten Tag seines Kuba-Besuchs von der Hauptstadt Havanna ins 700 Kilometer entfernte Holguin geflogen, der drittgrößten Stadt Kubas mit 1,5 Millionen Einwohnern. Auf dem Weg vom Flughafen in die Innenstadt säumten Tausende Gläubige und Schaulustige die Straßen. Franziskus ist der erste Papst, der die Stadt im Osten der Karibikinsel besucht.
In seiner Predigt erinnerte der Papst an die Berufung des Matthäus. Obwohl dieser als gieriger Sünder gegolten habe und von den Menschen verachtet worden sei, habe Jesus ihn aufgefordert, ihm nachzufolgen. "Er ist ja gerade gekommen, alle zu suchen, die sich gegenüber Gott und den anderen unwürdig fühlen", sagte Franziskus. Jeder Mensch bleibe ein Kind Gottes, auch wenn er manchmal durch die Sünde verschmutzt sei. "Wie viele andere kann jeder von uns sagen: 'Ich bin ein Sünder, auf den Jesus geschaut hat."
Das Berufungserlebnis des Papstes
Am 21. September feiert die Kirche den Tag des Evangelisten Matthäus. Die liturgische Lesung des Tages aus dem nach ihm benannten Evangelium berichtet von der Berufung des Zöllners Matthäus durch Jesus. Papst Franziskus bezieht sich mit seinem Wappenspruch "miserando atque eligendo" (Aus Barmherzigkeit erwählt) auf diese Erzählung. Zugleich hatte Franziskus nach früherer Aussage an diesem Tag vor 50 Jahren sein Berufungserlebnis zum Priester.
Nach der Messe und einem Mittagessen in der Residenz des Erzbischofs begibt sich Franziskus auf die 261 Meter hoch gelegene Anhöhe "Collinetta della Croce", um die Stadt Holguin segnen. Anschließend steht der Weiterflug in das 150 Kilometer entfernte Santiago de Cuba auf dem Programm. Dort will er am Abend mit den kubanischen Bischöfen am Heiligtum der Barmherzigen Jungfrau von Cobre, der Schutzpatronin Kubas, beten. (KNA)