Debatte um Wissenschaftsfreiheit – Hochschule erklärt Vortragsabsage

Die Münchner Hochschule für Philosophie hat die Absage eines geplanten Vortrags mit Sicherheitsbedenken begründet. Ein sicherer Ablauf der Veranstaltung habe nicht mehr gewährleistet werden können, weshalb man sich zur Absage entschlossen habe, teilte die Jesuiten-Hochschule am Freitag mit. Damit reagierte die Einrichtung auf die öffentliche Debatte der vergangenen Tage.
Hintergrund ist die kurzfristige Absage einer Buchvorstellung des Philosophen und Publizisten Sebastian Ostritsch. Er hätte am Donnerstag über Gottesbeweise bei Thomas von Aquin sprechen sollen. Nach der Ankündigung hatte es Proteste gegeben. Dazu schrieb die Hochschule: "Im Vorfeld der Veranstaltung wurden seine polarisierenden Äußerungen zu gesellschafts- und kirchenpolitischen Themen als Publizist offenkundig und führten an der Hochschule zu einer massiv aufgeladenen Debatte." Schließlich sei man zu der Einschätzung gelangt, dass ein fachlicher Diskurs über Gottesbeweise "nicht mehr gewährleistet" gewesen und von anderen Themen überlagert worden wäre.
Ostritsch: Hochschule muss Sicherheit und Diskurs ermöglichen
Die Hochschule betonte weiter, sie sei einem "rationalen und wertschätzenden Austausch von Argumenten" verpflichtet und stehe zur Freiheit von Forschung, Lehre und Rede. Einladungen zu Vorträgen bedeuteten "keine inhaltliche Zustimmung", sondern eröffneten Raum für kritische Auseinandersetzung. Nach der Absage kündigte die Hochschule an, den internen Ablauf des Verfahrens zu überprüfen und gemeinsam mit Gremien und der Studierendenvertretung eine Strategie zu erarbeiten, um kontroverse Diskussionen künftig besser zu ermöglichen.
Ostritsch sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag: "Ich verstehe nicht, warum ich wegen nicht-akademischer Aussagen von einem wissenschaftlichen Vortrag zu den Gottesbeweisen des heiligen Thomas ausgeladen wurde." Ihm habe die Hochschule bislang kein konkretes Beispiel für "polarisierende Äußerungen" genannt, fügte der Autor und Redakteur der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" hinzu: "Alles, was ich in den letzten Jahren geschrieben habe, sollte mit dem katholischen Lehramt vereinbar sein." Was die Sicherheitsbedenken der Verantwortlichen betrifft, sieht Ostritsch die Hochschule in der Verantwortung, sowohl diese als auch die Wissenschaftsfreiheit zu gewährleisten.
Die Hochschule für Philosophie in München wurde 1925 vom Jesuitenorden gegründet. Sie verfügt über 10 Professuren und 22 Lehrbeauftragte für rund 520 Studierende. 2022 verpflichtete sich der Freistaat Bayern per Gesetz, die Hälfte der Personal- und Sachkosten zu übernehmen. (KNA)