Erneut Kampagne gegen Kardinal wegen angeblicher erotischer Werke
Glaubenspräfekt Víctor Manuel Fernandéz ist erneut Ziel einer Kampagne aufgrund älterer Werke mit angeblich erotischen Texten geworden. Verschiedene traditionalistische und rechtskatholische Online-Medien haben Vorwürfe eines argentinischen Bloggers aufgegriffen, der Ausschnitte aus drei Publikationen aus den Jahren 2002, 2005 und 2009 skandalisiert hatte. Bereits im vergangenen Jahr stand der Kardinal in der Kritik aufgrund seines Buchs "La Pasion Mistica" ("Die mystische Leidenschaft") zu Sexualität und Spiritualität. Schon vor seinem Amtsantritt als Glaubenspräfekt wurde eine Veröffentlichung über das Küssen problematisiert.
Die nun angeführten Stellen beziehen sich auf drei Werke: Das Lebenshilfe-Buch "¿Por qué no termino de sanarme?" ("Warum werde ich nicht gesund?"), das theologische Werk "Teología espiritual encarnada. Profundidad espiritual en acción" ("Inkarnierte spirituelle Theologie. Spirituelle Tiefe in Aktion") sowie den geistlichen Ratgeber "Para liberarte de la ansiedad y de la impaciencia" ("Befreie dich von Angst und Ungeduld"). Im ersten Buch werden Stellen angeführt, in dem es um den Umgang mit der Anziehung körperlicher Reize geht, sowie ein Gedicht über das Küssen. Im zweiten wird eine Meditation zur Körpererfahrung beschrieben, in der man sich seiner Körperteile bewusst werden soll. Im Durchgang durch die Körperteile werden auch die Geschlechtsteile ("genitales") aufgeführt, ohne sie weiter zu thematisieren. Im dritten werden in einem Satz Orgasmen als Beispiel genannt, ohne das Beispiel weiter auszuführen.
Erneut wird die Kritik mit der von Fernández verantworteten Segenserklärung "Fiducia supplicans" in Verbindung gebracht. Diese war kurz vor dem Auftauchen des als "Orgasmus-Buch" bekannt gewordenen Werks "La Pasion Mistica" veröffentlicht worden. Fernández hatte das rund 100 Seiten umfassende Buch "La pasión mística" 1998 in seiner Zeit als Seelsorger in Argentinien geschrieben. In dem Buch stellt er einen Zusammenhang zwischen Orgasmen und Spiritualität her und beschreibt die mystisch-erotischen Erfahrungen einiger Heiliger. Im Zuge der Diskussion hatte er eingeräumt, dass es "nach heutigen Maßstäben ein unangenehmes Buch ist". Er selbst habe dies einige Monate nach der Veröffentlichung erkannt und angeordnet, das Buch zurückzuziehen, da er den Eindruck hatte, dass es nicht den Nutzen hatte, den er sich vorgestellt habe. Papst Franziskus war über das Buch vor der Ernennung von Fernández zum Glaubenspräfekten informiert. (fxn)
