In Kenia setzt die Bevölkerung große Hoffnung auf Franziskus

Neue Chance nach Chaos-Jahren

Veröffentlicht am 25.11.2015 um 00:01 Uhr – Von Markus Schönherr (KNA) – Lesedauer: 
Papstreise

Nairobi ‐ Ethnische Konflikte, Korruption, islamistischer Terror und das Machtspiel politischer Eliten - Kenia blickt auf Chaos-Jahre zurück. Mit Papst Franziskus reist nun die Hoffnung auf einen Neubeginn in dem ostafrikanischen Land an.

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Der Papst wird sich jedoch nicht nur Kenias chronischer Probleme annehmen. Akut drängt es auch an politischer Front: In dem Land, das in den vergangenen Jahren immer wieder Schauplatz ethnischer Konflikte wurde, verschärfte sich die Rhetorik in den vergangenen Monaten. 2007 war es nach umstrittenen Wahlen zu heftigen Kämpfen zwischen der Kikuyu- und der Luo-Ethnie gekommen. Bei den blutigen Auseinandersetzungen starben mehr als 1.100 Menschen, 600.000 mussten fliehen. Unterschwellig spielt die ethnische Zugehörigkeit in Kenias Politik bis heute eine Rolle. Die Bischöfe des ostafrikanischen Landes verlangten mit Blick auf den Papstbesuch einen "ehrlichen Waffenstillstand". Die Beleidigungen müssten aufhören, so Militärbischof Alfred Rotich.

Ein Ziel von Übergriffen waren zuletzt vor allem die in Kenia lebenden Somalier, die hier Schutz vor dem Bürgerkrieg und der Terrorgruppe Al-Shabaab suchen. 350.000 Somalier leben heute in Kenias Dadaab-Camp, dem größten Flüchtlingslager der Welt. Doch der Terror macht an der Grenze nicht halt. Im April tötete die Al-Shabaab 148 Studenten an der Universität Garissa. Zwei Jahre zuvor starben bei einem Anschlag auf das Westgate-Einkaufszentrum in Nairobi 67 Menschen. Ethnische Somalis geraten seitdem immer wieder unter Generalverdacht.

Hoffnung auf versöhnende Worte

Am Donnerstag trifft Papst Franziskus auf islamische und andere Religionsführer des Landes; die Hoffnung auf versöhnende Worte ist groß - auch bei Kenias Ex-Präsident Mwai Kibaki. Er spricht von einem Wendepunkt, einer "einmaligen Chance" und einem "außergewöhnlichen Besuch".

Bild: ©picture alliance / AP Photo / Saurabh Das

Uhuru Muigai Kenyatta ist seit April 2013 Präsident von Kenia.

Kenias Politik täte ein Neuanfang gut. In den vergangenen Wochen gelangten gleich mehrere Korruptionsskandale ans Tageslicht. Von internationalen Banken borgte sich die Regierung in Nairobi jüngst 600 Millionen US-Dollar - ohne jedoch den Verbleib eines weiteren Kredits von zwei Milliarden Dollar erklären zu können. "Diese Art, mit Geld umzugehen, als ob es Altpapier wäre, ist ärgerlich", sagte der Vorsitzende des parlamentarischen Aufsichtsrates, Nicholas Gumbo. Viele Kenianer forderten daraufhin die Auflösung des Kabinetts.

Klare Ansage an den Präsidenten?

Auch international geriet die Regierung von Präsident Uhuru Kenyatta zuletzt in die Kritik: Wegen angeblicher Mittäterschaft bei den ethnischen Massakern hatte der Internationale Strafgerichtshof (ICC) Anklage gegen den Präsident erhoben - aus Mangel an Beweisen jedoch wieder fallengelassen. Die Beziehungen zwischen Den Haag und Nairobi sind seitdem eisig.

Viele Kenianer hoffen mit Blick auf das Treffen zwischen Papst und Präsident im State House auf eine Gelbe Karte für Kenyatta. Der päpstliche Nuntius in Kenia, Erzbischof Charles Daniel Balvo, verweist zwar einerseits auf den großen Einfluss der katholischen Kirche in Afrika. Zugleich warnt er vor zu hohen Erwartungen. "Traditionsgemäß vermeidet der Papst, zu tief in die länderspezifischen Probleme involviert zu werden. Er wird allgemein über Regierungen sprechen, die den Menschen zu dienen haben - ohne aber ins Detail zu gehen." Allerdings hat Franziskus seit seinem Amtsantritt wiederholt bewiesen, dass er für Überraschungen gut ist. Etwa als er eine Einladung des kenianischen Parlaments ausschlug, um stattdessen im Fußballstadion zur Jugend des Landes sprechen zu können.

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Auf diesem Kontinent wächst die katholische Kirche, und die Hingabe der Gläubigen sucht ihresgleichen. Doch Franziskus wird auch die Schattenseiten erleben. Am Mittwoch reist der Papst nach Afrika.

Das Programm der Papstreise nach Afrika

Papst Franziskus besucht ab Mittwoch die afrikanischen Länder Kenia, Uganda und die Zentralafrikanische Republik. Katholisch.de dokumentiert das vatikanische Reiseprogramm. Alle Angaben in Ortszeit sowie (in Klammern) in Mitteleuropäischer Zeit (MEZ).

Mittwoch, 25. November

  • 7.45 Uhr: Abflug vom römischen Flughafen Fiumicino nach Nairobi/Kenia
  • 17.00 (15.00) Uhr: Landung auf dem Internationalen Flughafen "Jomo Kenyatta" in Nairobi, Begrüßungszeremonie im State House
  • 18.00 (16.00) Uhr: Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten der Republik im State House in Nairobi
  • 18.30 (16.30) Uhr: Treffen mit kenianischen Autoritäten und dem Diplomatischen Corps, Rede des Papstes

Donnerstag, 26. November

  • 8.15 (6.15) Uhr: Interreligiöses und ökumenisches Treffen in der Apostolischen Nuntiatur, Papstrede
  • 10.00 (8.00) Uhr: Heilige Messe auf dem Campus der Universität Nairobi, Papstpredigt
  • 15.45 (13.45) Uhr: Begegnung mit Klerikern, Ordensleuten und Seminaristen auf dem Sportfeld der St. Mary's-Schule, Rede des Papstes
  • 17.30 (15.30) Uhr: Besuch beim Büro der Vereinten Nationen in Nairobi, Papstrede

Freitag, 27. November

  • 8.30 (06.30) Uhr: Besuch im Armenviertel Kangemi, Rede des Papstes
  • 10.00 (08.00) Uhr: Treffen mit Jugendlichen im Stadion Kasarani, Papstrede
  • 11.15 (09.15) Uhr: Treffen mit den kenianischen Bischöfen im VIP-Saal des Stadions
  • 15.10 (13.10) Uhr: Abschiedszeremonie auf dem Internationalen Flughafen von Nairobi
  • 15.30 (13.30) Uhr: Abflug nach Entebbe/Uganda
  • 16.50 (14.50) Uhr: Landung auf dem Internationalen Flughafen von Entebbe, Begrüßungszeremonie
  • 17.30 (15.30) Uhr: Höflichkeitsbesuch im State House in Entebbe
  • 18.00 (16.00) Uhr: Treffen mit Autoritäten und dem Diplomatischen Corps im Konferenzsaal des State House, Papstrede
  • 19.15 (17.15) Uhr: Treffen mit Katechisten und Lehrern im Munyonyo-Center in Kampala, Grußwort des Papstes

Samstag, 28. November

  • 8.30 (06.30) Uhr: Besuch des anglikanischen Heiligtums der Märtyrer von Namugongo bei Kampala
  • 9.00 (07.00) Uhr: Besuch des katholischen Heiligtums der Märtyrer von Namugongo bei Kampala
  • 9.30 (07.30) Uhr: Heilige Messe für die Märtyrer Ugandas auf dem Gelände des katholischen Heiligtums, Predigt des Papstes
  • 15.15 (11.15) Uhr: Treffen mit Jugendlichen auf dem Kololo Air Strip in Kampala, Rede des Papstes
  • 17.00 (15.00) Uhr: Besuch eines Caritas-Hauses im Stadtviertel Nalukolongo/Kampala, Grußwort des Papstes
  • 18.00 (16.00) Uhr: Begegnung mit den Bischöfen Ugandas in der Residenz des Erzbischofs von Kampala
  • 19.00 (17.00) Uhr: Treffen mit Priestern, Ordensleuten und Seminaristen in der Kathedrale von Kampala, Rede des Papstes

Sonntag, 29. November

  • 9.00 (07.00) Uhr: Abschiedszeremonie auf dem Flughafen Entebbe
  • 9.15 (07.15) Uhr: Weiterflug nach Bangui/Zentralafrikanische Republik
  • 10.00 Uhr: Ankunft auf dem Internationalen Flughafen "M'Poko" von Bangui, Begrüßungszeremonie
  • 11.00 Uhr: Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten der Übergangsregierung im Präsidentenpalast
  • 11.30 Uhr: Treffen mit Führungsmitgliedern und dem Diplomatischen Corps, Rede des Papstes
  • 12.15 Uhr: Besuch eines Flüchtlingslagers
  • 13.00 Uhr: Treffen mit den Bischöfen der Zentralafrikanischen Republik
  • 16.00 Uhr: Treffen mit der Evangelischen Gemeinschaft in der Evangelisch-Theologischen Fakultät von Bangui, Rede des Papstes
  • 17.00 Uhr: Heilige Messe mit Priestern, Ordensleuten, Katechisten und Jugendlichen in der Kathedrale von Bangui, Predigt des Papstes
  • 19.00 Uhr: Beichte mit Jugendlichen und Beginn einer Gebetswache auf dem Platz vor der Kathedrale, Rede des Papstes

Montag, 30. November

  • 8.15 Uhr: Treffen mit der muslimischen Gemeinschaft in der Zentralmoschee in Koudoukou in Bangui, Rede des Papstes
  • 9.30 Uhr: Heilige Messe im Stadion Barthelemy Boganda, Papstpredigt
  • 12.15 Uhr: Abschiedszeremonie auf dem Internationalen Flughafen "M'Poko" von Bangui
  • 12.30 Uhr: Abflug nach Rom
  • 18.45 Uhr: Ankunft auf dem römischen Flughafen Ciampino
Von Markus Schönherr (KNA)