Papst Franziskus setzt Besuch in Kenia fort

"Gott segne Kenia!"

Veröffentlicht am 26.11.2015 um 12:30 Uhr – Lesedauer: 
Papstreise

Nairobi ‐ Am zweiten Tag seines Besuchs in Kenia hat Papst Franziskus am Donnerstag einen Großgottesdienst in der Hauptstadt Nairobi gefeiert. In seiner Predigt hob er besonders die Bedeutung eines gesunden Familienlebens für die Gesellschaft hervor.

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Papst an Kenias Geistliche: Lebt für die Nächstenliebe

Papst Franziskus hat die Priester und Ordensleute in Kenia zu einem Leben in Nächstenliebe aufgerufen. Jesus Christus habe sie berufen, um zu dienen, nicht um bedient zu werden, sagte er am Donnerstag vor rund 10.000 Geistlichen, Ordensleuten und Seminaristen in der Hauptstadt Nairobi. Es berühre ihn tief, wenn ihm eine Ordensfrau berichte, dass sie 40 Jahre lang im Krankendienst gearbeitet habe. Arme und Leidende verdienten ständiges Mitgefühl, so der Papst. "Hört nie auf zu weinen über den Schmerz der Welt, die Alleingelassenen, die getöteten Kinder." Das vorbereitete Redemanuskript ließ er beiseite.

Die Kleriker und Ordensleute ermutigte Franziskus, ihrer Berufung treuzubleiben. Die Kirche sei kein Unternehmen, in dem die Mitarbeiter nach eigener Bedeutung strebten. Ehrgeiz habe in der Kirche keinen Platz. Geistliche hätten vielmehr die Aufgabe, "Jesus zum Kreuz zu folgen". Er allein sei die Tür, durch die Menschen in den Dienst der Kirche eintreten, sagte Franziskus. "Und wenn einer durchs Fenster einsteigt, dann umarmt ihn und erklärt ihm, dass er dem Herrn anders besser dienen kann."

Im Zentrum des geistlichen Lebens steht nach den Worten des Papstes das tägliche Gebet. Priester und Ordensleute dürften es nicht vernachlässigen. "Verfallt nicht der Sünde der Lauheit", so der Papst. Eine Seele, die nicht bete, sei eine hässliche Seele. Auch Menschen, die im Dienst der Kirche stünden, blieben Sünder wie alle anderen. (KNA)

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Kenias Bischöfe: Papstbesuch gut für Image des Landes

Der Besuch von Papst Franziskus kann Kenia nach Ansicht der Bischöfe des Landes nach Jahren der Negativschlagzeilen zu einem Imagegewinn verhelfen. "Kurz nach dem Besuch von US-Präsident Barack Obama im Juli bringt die päpstliche Visite Kenias globalem Profil neuen Aufschwung", sagte der Sprecher der Kenianischen Bischofskonferenz (KCCB), David Omwoyo, am Donnerstag. Der Besuch von Franziskus biete als "größtes Event in der jüngeren Geschichte des Landes" das Potenzial, Kenia weltweit neu zu vermarkten.

Zuletzt hatte das ostafrikanische Land vor allem durch ethnische Konflikte auf sich aufmerksam gemacht. Nach den umstrittenen Wahlen 2008 gab es mehr als 1.100 Todesopfer. Der islamistische Terror sorgte für einen Einbruch der Touristenzahlen. Mindestens 215 Menschen starben in den vergangenen zwei Jahren bei Anschlägen durch die Al-Shabaab-Miliz. Zudem hatte der Internationale Strafgerichtshof (ICC) Klage gegen Präsident Uhuru Kenyatta wegen ethnischer Massaker erhoben - ein weiterer Schlag für Kenias Ansehen. (stz/KNA)

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Franziskus feiert Großgottesdienst in Nairobi

Papst Franziskus hat am zweiten Tag seiner Afrika-Reise bei einer großen Messe in der kenianischen Hauptstadt Nairobi den Zusammenhalt von Familien als zentralen gesellschaftlichen Wert hervorgehoben. "Die Gesundheit jeder Gesellschaft hängt von der Gesundheit der Familien ab", sagte er am Donnerstag auf dem Campus der Universität. Gott rufe die Menschen auf, die Familien zu unterstützen, "die Kinder als einen Segen für unsere Welt anzunehmen und die Würde jedes Mannes und jeder Frau zu verteidigen". Lange Zeit hindurch sei die kenianische Gesellschaft mit einem soliden Familienleben, der Achtung vor den Alten und der Liebe zu den Kindern gesegnet gewesen, so Franziskus.

Offenbar mit Blick auf die in Kenia verbreitete weibliche Genitalverstümmelung forderte der Papst, sich Bräuchen zu widersetzen, "die die Arroganz unter den Männern begünstigen, die die Frauen verletzen oder verachten und das Leben der unschuldigen Ungeborenen bedrohen". Christliche Familien sollten vielmehr die Liebe Gottes ausstrahlen. Unter dem Beifall der Anwesenden beendete Franziskus seine Predigt mit dem Gruß "Mungu awabariki! Mungu abariki Kenya!" - "Gott segne euch! Gott segne Kenia!"

Vor dem Gottesdienst hatte Franziskus am Donnerstagmorgen bei einem ökumenischen Treffen in der Vatikanbotschaft zur gemeinsamen Abwehr von Extremismus und Terror aufgerufen. "Allzu häufig werden Jugendliche im Namen der Religion zu Extremisten gemacht, um Zwietracht und Angst zu säen und um das Gefüge unserer Gesellschaften zu zerstören", sagte er. Der Name Gottes, den alle monotheistischen Religionen als einen Gott des Friedens verehrten, dürfe niemals missbraucht werden, um Hass und Gewalt zu rechtfertigen, so Franziskus vor Vertretern des Islam, christlicher Konfessionen sowie animistischer Glaubensrichtungen. (KNA)

Linktipp: Neue Chance nach Chaos-Jahren

Ethnische Konflikte, Korruption, islamistischer Terror und das Machtspiel politischer Eliten - Kenia blickt auf Chaos-Jahre zurück. Mit Papst Franziskus reist nun die Hoffnung auf einen Neubeginn in dem ostafrikanischen Land an.- Hier finden Sie auch den Reiseplan des Papstes im Überblick.

Medien loben Franziskus' Fahrzeugwahl

Papst Franziskus ist in Kenia begeistert empfangen worden. Die Medien des Landes zeichneten am Donnerstag ein positives Bild. Mit der Reise eröffne der Papst ein "neues Kapitel in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche auf dem Kontinent geöffnet", schreibt die kenianische Tageszeitung "The Standard". Die Willkommenszeremonie am Flughafen mit traditionellen Chören, afrikanischen Kostümen, Schmuck und Melodien habe Franziskus' Afrika-Besuch "Symbolkraft und Festlichkeit" verliehen.

Die "Daily Nation" lobte die Fahrzeugwahl des Papstes. Anders als die meisten Prominenten habe der Papst ein Auto gewählt, das auch einfache Kenianer jeden Tag nutzen. Der graue Honda Ballade war eines der Lieblingsthemen kenianischer Medien. So schrieb auch der "Star", das Auto sei in vielen afrikanischen Ländern "ein Fortbewegungsmittel der Mittelklasse".

Der Fernsehsender Citizen TV lobte die Rede des Papstes im State House vom Mittwoch, in der er nicht nur soziale Gerechtigkeit gefordert habe. "Im selben Atemzug rief er die Kenianer auf, die Umwelt zu schützen." Alle Kenianer trügen die Verantwortung, den Nachkommen eine saubere und bessere Umwelt zu hinterlassen. Die Zeitung "Daily Nation" bezeichnete die Papstrede als "Mischung aus ernsten Themen für Politiker, gewürzt mit der Wärme und Freundlichkeit eines geistlichen Führers, der die Herzen anspricht". Damit habe Franziskus den Ton für seine Kenia-Reise vorgegeben. (KNA)

Bild: ©picture alliance / dpa / Dai Kurokawa

Papst Franziskus kurz nach seiner Ankunft in Kenia am 25. November 2015.

Das Programm der Papstreise nach Afrika

Papst Franziskus besucht ab Mittwoch die afrikanischen Länder Kenia, Uganda und die Zentralafrikanische Republik. Katholisch.de dokumentiert das vatikanische Reiseprogramm. Alle Angaben in Ortszeit sowie (in Klammern) in Mitteleuropäischer Zeit (MEZ).

Mittwoch, 25. November

  • 7.45 Uhr: Abflug vom römischen Flughafen Fiumicino nach Nairobi/Kenia
  • 17.00 (15.00) Uhr: Landung auf dem Internationalen Flughafen "Jomo Kenyatta" in Nairobi, Begrüßungszeremonie im State House
  • 18.00 (16.00) Uhr: Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten der Republik im State House in Nairobi
  • 18.30 (16.30) Uhr: Treffen mit kenianischen Autoritäten und dem Diplomatischen Corps, Rede des Papstes

Donnerstag, 26. November

  • 8.15 (6.15) Uhr: Interreligiöses und ökumenisches Treffen in der Apostolischen Nuntiatur, Papstrede
  • 10.00 (8.00) Uhr: Heilige Messe auf dem Campus der Universität Nairobi, Papstpredigt
  • 15.45 (13.45) Uhr: Begegnung mit Klerikern, Ordensleuten und Seminaristen auf dem Sportfeld der St. Mary's-Schule, Rede des Papstes
  • 17.30 (15.30) Uhr: Besuch beim Büro der Vereinten Nationen in Nairobi, Papstrede

Freitag, 27. November

  • 8.30 (06.30) Uhr: Besuch im Armenviertel Kangemi, Rede des Papstes
  • 10.00 (08.00) Uhr: Treffen mit Jugendlichen im Stadion Kasarani, Papstrede
  • 11.15 (09.15) Uhr: Treffen mit den kenianischen Bischöfen im VIP-Saal des Stadions
  • 15.10 (13.10) Uhr: Abschiedszeremonie auf dem Internationalen Flughafen von Nairobi
  • 15.30 (13.30) Uhr: Abflug nach Entebbe/Uganda
  • 16.50 (14.50) Uhr: Landung auf dem Internationalen Flughafen von Entebbe, Begrüßungszeremonie
  • 17.30 (15.30) Uhr: Höflichkeitsbesuch im State House in Entebbe
  • 18.00 (16.00) Uhr: Treffen mit Autoritäten und dem Diplomatischen Corps im Konferenzsaal des State House, Papstrede
  • 19.15 (17.15) Uhr: Treffen mit Katechisten und Lehrern im Munyonyo-Center in Kampala, Grußwort des Papstes

Samstag, 28. November

  • 8.30 (06.30) Uhr: Besuch des anglikanischen Heiligtums der Märtyrer von Namugongo bei Kampala
  • 9.00 (07.00) Uhr: Besuch des katholischen Heiligtums der Märtyrer von Namugongo bei Kampala
  • 9.30 (07.30) Uhr: Heilige Messe für die Märtyrer Ugandas auf dem Gelände des katholischen Heiligtums, Predigt des Papstes
  • 15.15 (11.15) Uhr: Treffen mit Jugendlichen auf dem Kololo Air Strip in Kampala, Rede des Papstes
  • 17.00 (15.00) Uhr: Besuch eines Caritas-Hauses im Stadtviertel Nalukolongo/Kampala, Grußwort des Papstes
  • 18.00 (16.00) Uhr: Begegnung mit den Bischöfen Ugandas in der Residenz des Erzbischofs von Kampala
  • 19.00 (17.00) Uhr: Treffen mit Priestern, Ordensleuten und Seminaristen in der Kathedrale von Kampala, Rede des Papstes

Sonntag, 29. November

  • 9.00 (07.00) Uhr: Abschiedszeremonie auf dem Flughafen Entebbe
  • 9.15 (07.15) Uhr: Weiterflug nach Bangui/Zentralafrikanische Republik
  • 10.00 Uhr: Ankunft auf dem Internationalen Flughafen "M'Poko" von Bangui, Begrüßungszeremonie
  • 11.00 Uhr: Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten der Übergangsregierung im Präsidentenpalast
  • 11.30 Uhr: Treffen mit Führungsmitgliedern und dem Diplomatischen Corps, Rede des Papstes
  • 12.15 Uhr: Besuch eines Flüchtlingslagers
  • 13.00 Uhr: Treffen mit den Bischöfen der Zentralafrikanischen Republik
  • 16.00 Uhr: Treffen mit der Evangelischen Gemeinschaft in der Evangelisch-Theologischen Fakultät von Bangui, Rede des Papstes
  • 17.00 Uhr: Heilige Messe mit Priestern, Ordensleuten, Katechisten und Jugendlichen in der Kathedrale von Bangui, Predigt des Papstes
  • 19.00 Uhr: Beichte mit Jugendlichen und Beginn einer Gebetswache auf dem Platz vor der Kathedrale, Rede des Papstes

Montag, 30. November

  • 8.15 Uhr: Treffen mit der muslimischen Gemeinschaft in der Zentralmoschee in Koudoukou in Bangui, Rede des Papstes
  • 9.30 Uhr: Heilige Messe im Stadion Barthelemy Boganda, Papstpredigt
  • 12.15 Uhr: Abschiedszeremonie auf dem Internationalen Flughafen "M'Poko" von Bangui
  • 12.30 Uhr: Abflug nach Rom
  • 18.45 Uhr: Ankunft auf dem römischen Flughafen Ciampino