Uganda liebt den Papst
Dass Papst Franziskus an dieser Wallfahrtsstätte am Samstag mit Zehntausenden Gläubigen einen Gottesdienst feierte, war weit mehr als eine Gedenkveranstaltung. Der erste Papst aus Südamerika stärkte damit die "afrikanische Seele" der katholischen Kirche.
Vor gut 50 Jahren, am 18. Oktober 1964, waren die Märtyrer von Papst Paul VI. heiliggesprochen worden; das war auch der offizielle Anlass für den Uganda-Besuch von Franziskus. Die 22 Angehörigen des Königshofes von Buganda wurden Ende des 19. Jahrhunderts von ihrem Monarchen getötet, weil sie ihrem christlichen Glauben nicht abschwören wollten.
Zum Gottesdienst am Samstag kamen überwiegend Frauen
So viel frenetischen Jubel wie in Uganda, der zweiten Station seiner sechstägigen Afrika-Reise, hat Franziskus bislang auf dem Schwarzen Kontinent noch nicht erlebt. Hunderttausende kamen am Freitag, um den Papst an den Straßen der Hauptstadt Kampala zu begrüßen. Der Empfang fiel deutlich herzlicher aus als zuvor in Kenia. Auffällig auch, dass zum Gottesdienst am Samstag überwiegend Frauen kamen - in Kenia schien der Papst eher Männersache zu sein.
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Ungewöhnlich fiel Franziskus' offizieller Empfang in Ugandas alter Hauptstadt Entebbe aus. Staatspräsident Yoweri Museveni hielt an seinem Amtssitz nicht wie üblich eine Begrüßungsansprache für den Gast aus Rom. Stattdessen präsentierte er ihm einige Ehrengäste. Das tat er mit dem gelassenen Humor eines Staatsoberhaupts, das seit 1986 ununterbrochen regiert und durch einen Putsch an die Macht kam. So rief Musenevi etwa den Namen von Oppositionsführer Kizza Besigye auf und fügte hinzu: "... wenn er nicht gestorben ist". Im Oktober war Musevenis Mitbewerber bei den bevorstehenden Präsidentschaftwahlen von der Regierung unter Hausarrest gestellt worden, weil er angeblich illegale Kundgebungen abgehalten hatte.
Vorsichtige, aber unüberhörbare Kritik am Führungsstil
Franziskus formulierte in seiner Begrüßungsansprache vorsichtige, aber unüberhörbare Kritik an Musenevis selbstherrlichem Führungsstil. Uganda brauche eine gute und transparente Regierung, die eine Beteiligung aller am nationalen Leben und eine gerechte Verteilung der Güter sicherstelle, forderte er. Erst am Donnerstag hatte das Parlament in Kampala ein umstrittenes Gesetz verabschiedet, das der Regierung weitreichende Möglichkeiten zu Kontrolle und Verbot von Nichtregierungsorganisationen gibt.
Auch das Thema Aids sprach der Papst kurz an. In einer kirchlichen Sozialeinrichtung würdigte er am Samstag die "großartige und fruchtbringende" Arbeit katholischer Orden und Gemeinschaften für Aids-Kranke. Zuvor hatte ihm bei einem Treffen mit Jugendlichen eine 24 Jahre alte Frau, die von Geburt an HIV-infiziert ist, ihre Lebensgeschichte geschildert.
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Die Zahl der Aids-Kranken ist in Uganda trotz Erfolgen in der Vergangenheit weiter sehr hoch. Zuletzt stieg die Zahl der Neuinfektionen sogar wieder. Nach Schätzungen des Aids-Programms der Vereinten Nationen für 2014 leben 1,5 Millionen HIV-Infizierte in Uganda, das gut 36 Millionen Einwohner hat; 33.000 Menschen starben im vergangenen Jahr an den Folgen der Immunschwächekrankheit. Auf die grundsätzliche Meinungsverschiedenheit zwischen der katholischen Kirche und den Vereinten Nationen über die Verteilung von Kondomen im Kampf gegen Aids ging der Papst nicht ein.
Franziskus' Botschaft an die Kirche des Landes lautete: Stärkt die Laien und bildet sie besser aus. Jesus habe seiner Kirche "nicht nur Apostel und Hirten gegeben, sondern auch Lehrer, um den ganzen Leib im Glauben und in der Liebe aufzubauen", sagte er vor einigen tausend Katholiken, die Kinder, Jugendliche und Erwachsene ehrenamtlich im Glauben unterweisen. Der Papst, aber auch afrikanische Bischöfe beklagen seit längerem, dass die Christianisierung auf dem Schwarzen Kontinent oft nur oberflächlich erfolgt sei. - An diesem Sonntag will Franziskus weiter in die Zentralafrikanische Republik reisen, die letzte Station seiner ersten Afrika-Reise.