Ein guter Hirte
Terrazas hatte einen langen Weg von Krankheiten. Herz- und Nierenprobleme, Folgen einer Diabeteserkrankung, zuletzt eine Lungenentzündung. Der Kardinal, unerschütterlicher Kämpfer für die Rechte der Armen und als solcher eng mit dem heutigen Papst Franziskus verbunden, war eine geistliche Vaterfigur in Bolivien. Die Medien verfolgten seinen Gesundheitszustand minutiös. Zahllose Tweets vermeldeten in den letzten Tagen das schwache Auf und Ab, die leisen Momente einer Besserung.
Boliviens Staatspräsident Evo Morales hatte Terrazas noch am Dienstag an dessen Krankenbett besucht. Terrazas' Arzt Herland Vaca Diez sagte allerdings, er glaube nicht, dass der Kardinal seinen Gast noch habe registrieren können, so Vaca Diez. Morales befand sich am Mittwochabend in Buenos Aires, wo er am Donnerstag an der Amtseinführung des neuen argentinischen Präsidenten Mauricio Macri teilnehmen wird. Er habe die Nachricht vom Tod Terrazas' mit großem Schmerz zur Kenntnis genommen, teilte Morales mit.
Wichtige spirituelle Führungsfigur für die bolivianische Gesellschaft
Die Abgeordnetenkammer in La Paz gedachte noch am Abend mit einer Schweigeminute des populären Kirchenführers. "Unsere Solidarität gilt den Katholiken Boliviens und seiner Familie, wissend, dass dies für das gesamte bolivianische Volk ein schmerzhafter Abschied ist", sagte die sozialistische Kammerpräsidentin Gabriela Montano. Sie nannte den Kardinal eine wichtige spirituelle Führungsfigur für die ganze bolivianische Gesellschaft. Terrazas habe während der schwierigen Epoche der bolivianischen Diktatur dem Volk gedient.
Noch vor wenigen Tagen hatte Terrazas einen Brief von Papst Franziskus erhalten, den der Sprecher der Erzdiözese Santa Cruz der Öffentlichkeit zugänglich machte. Er sei tief bewegt von der Nachricht seiner schweren Erkankung, schrieb Franziskus, den eine lange Freundschaft mit Terrazas verband. "Ich möchte in diesem Moment des Leidens meine Nähe ausdrücken", so Franziskus weiter. Während seines Besuches in Bolivien vor wenigen Monaten hatte er den damals schon erkrankten Terrazas in dessen Haus besucht.
Sämtliche großen Tageszeitungen berichteten in ihren Online-Ausgaben ausführlich über Reaktionen aus Politik und der Gesellschaft des südamerikanischen Landes. Die Regionalregierung von Santa Cruz ordnete eine siebentägige Trauer an. Gouverneurin Kathia Quiroga würdigte Terrazas in einer Stellungnahme als "Pastor der Armen."
Die Zeitung "Los Tiempos" beschrieb Terrazas als einen "für jede bolivianische Regierung unbequemen Kardinal", der es nie gescheut habe, Probleme offen anzusprechen. Er habe seine pastorale Mission in den Zeiten des Widerstandes gegen die Diktatur an der Seite der Arbeiter verwirklicht, während der Diktatur Gewerkschaftsführern in seinem Haus Zuflucht geboten und eine wichtige Rolle bei der Wiederherstellung der Demokratie gespielt.
"Es ist nicht genug, Priester zu sein, man muss es auch jeden Tag zeigen"
Die Zeitung "La Razon" erinnerte an die besondere Verbundenheit Terrazas' zu Papst Franziskus. Die Freundschaft entstand dem Blatt zufolge 2004 bei einem Eucharistie-Kongress in Argentinien, auf dem Terrazas den späteren Papst Jorge Mario Bergoglio näher kennen und schätzen lernte. Die Zeitung "El Deber" zitierte einen Leitspruch des Kardinals: "Es ist nicht genug, Priester zu sein, man muss es auch jeden Tag zeigen."
Am Donnerstagmorgen wird Terrazas in der Kathedrale von Santa Cruz überführt. Bis zur Beisetzung am Freitag sollen die Gläubigen die Gelegenheit haben, sich von ihrem Hirten zu verabschieden.