Mission im Fernen Osten
Gewicht bekommt die Reise aber auch dadurch, dass der Vatikan verstärkt einen Blick auf Ostasien richtet - und Marx im engsten Beraterkreis von Papst Franziskus sitzt.
Christen in Vietnam haben es schwer
Den Besuch hängt die Bischofskonferenz nicht an die große Glocke. Vietnam gehört mit China und Nordkorea zu den kommunistischen ostasiatischen Staaten, in denen es Christen besonders schwer haben. Gerade eine Woche vor Weihnachten wurde dort der christliche Menschenrechtsanwalt Nguyen Van Dai wegen "Propaganda gegen den Staat" verhaftet, nachdem er unter dem gleichen Vorwurf schon einmal vier Jahre im Gefängnis saß.
Auch die Vizepräsidentin des Menschenrechtsausschusses im Europaparlament und Grünen-Politikerin Barbara Lochbihler kritisierte auf einer Vietnam-Reise im November Misshandlungen und Inhaftierungen von Regierungskritikern. Für ein Freihandelsabkommen zwischen EU und Vietnam verlangte sie eine "menschenrechtliche Folgeabschätzung". Das ist ein Thema, das zweifellos auch Marx interessiert; als Präsident der EU-Bischofskommission COMECE ist er sozusagen erster Kontaktmann der katholischen Kirche zur EU.
Sein Programm sieht denn auch neben Unterredungen mit Hanois Kardinal Pierre Nguyen Van Nhon und dem Erzbischof der Wirtschaftsmetropole Ho-Chi-Minh-Stadt, Paul Bui Van Doc, einen Austausch mit dem Vorsitzenden der nationalen kirchlichen Menschenrechtskommission Justitia et Pax vor, Bischof Nguyen Thai Hop. Ebenfalls sind politische Gespräche und Begegnungen in der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland geplant.
Der religionspolitische Kurs in dem Land, in dem nach Vatikanangaben 6,6 Millionen Katholiken unter mehr als 90 Millionen Einwohnern leben, verlief zuletzt uneindeutig: Vergangenen April sahen Kirchenvertreter Anzeichen für eine Lockerung der Restriktionen, etwa im Blick auf eine raschere Anerkennung von Glaubensgemeinschaften. Eine vom Ständigen Komitee der Nationalversammlung auf den Weg gebrachte Registrierungspflicht für Glaubensgemeinschaften löste in Rom jedoch Besorgnis aus.
"Ein Schritt zurück"
Der zuständige Vatikan-Diplomat Erzbischof Leopoldo Girelli sprach im August von einem "Schritt zurück". Zuvor hatten die vietnamesischen katholischen Bischöfe die Befürchtung geäußert, das Gesetz gebe der kommunistischen Führung umfassende Macht über religiöse Organisationen und lasse Raum für behördliche Willkür.
Dabei bemüht sich der Vatikan seit Jahren behutsam um ein besseres Verhältnis zu dem kommunistischen Land. Nachdem die diplomatischen Beziehungen seit 1975 abgebrochen waren, ernannte Benedikt XVI. im Januar 2011 Girelli, Nuntius in Singapur, zusätzlich zu seinem nichtresidierenden Repräsentanten für Vietnam. Im Oktober 2014 reiste Vietnams Ministerpräsident Nguyen Tan Dung zum Papst; ein "wichtiger Schritt", erklärte der Vatikan.
Bericht an den Papst
Vergangenen Januar unternahm Kurienkardinal Fernando Filoni einen Gegenbesuch beim Regierungschef in Hanoi. Die beiden sprachen eine Dreiviertelstunde; Filoni, Leiter der mächtigen Missionskongregation, die das kirchenpolitische Geschick in weiten Teilen Asiens steuert, spürte nach eigenem Bekunden eine große Bereitschaft,"den Dialog voranzutreiben".
Dass Franziskus ein Auge auf die Christen in Vietnam hat, signalisiert nicht nur die Kardinalsernennung von Hanois Erzbischof Nguyen, sondern vielleicht auch eine kleine Geste: Als der Papst auf seinem Flug in die Philippinen vor einem Jahr Vietnam überquerte, ließ er aus dem Cockpit ein Telegramm mit dem Wunsch für "Glück und Wohlergehen" senden. Genauere Eindrücke vom Boden wird Marx, einer der neun Kardinäle im Reformrat von Franziskus, dem Papst bei Gelegenheit wohl persönlich berichten.