Auswirkungen für die gesamte Weltlage
Franziskus und Kyrill wollen sich am kommenden Freitag auf dem Flughafen der kubanischen Hauptstadt Havanna treffen. Es ist die erste Begegnung eines Papstes mit einem russisch-orthodoxen Patriarchen. Mehrere angedachte Treffen waren in der Vergangenheit wegen Meinungsverschiedenheiten über Kirchenfragen gescheitert. Bislang standen der Uniatismus (die Lage der mit Rom unierten Ostkirchen) und der Proselytismus (die angeblich aggressive katholische Missionsarbeit auf orthodoxem Territorium) als Hauptvorwürfe im Raum.
In Havanna werde es auch um westliche Werte gehen, sagte Hilarion, der das Außenamt des Moskauer Patriarchats leitet. "Wir haben ein Evangelium, wir haben einen Christus, dieselben Gebote, und wir nehmen auch die Ablehnung dieser Gebote zum Beispiel in Westeuropa wahr", sagte er in dem Interview, das am Samstagabend gesendet werden sollte. Russische Agenturen zitierten daraus vorab. Die Positionen beider Kirchen seien häufig nah beieinander, meinte er.
Öffnet das Treffen Türen für einen Papstbesuch in Moskau?
Das mit Spannung erwartete Treffen hat nach Ansicht von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin Auswirkungen für die gesamte Weltlage. Es handele sich um ein außerordentlich wichtiges Ereignis, das nach etwa einjährigen Sondierungen zustande gekommen sei, sagte er am Samstag am Rande einer Vortragsveranstaltung in Rom. Papst Franziskus habe seit Beginn seines Pontifikats Brücken zur Orthodoxie und zum Protestantismus geschlagen. Dabei habe er es völlig dem Patriarchen überlassen wollen, wann und wie ein Treffen zustande komme.
Zurückhaltend äußerte sich Parolin zur Frage, ob die Begegnung auf Kuba auch den Weg zu einem Papstbesuch in Moskau öffne. Der orthodoxen Seite sei an einem neutralen Ort gelegen gewesen. Man habe etliche Alternativen durchgespielt, aber sie schienen letztlich nicht geeignet. (stz/dpa/KNA)