Vor 50 Jahren starb der erste schwarze Bischof der Neuzeit

Warner vor den Demagogen Afrikas

Veröffentlicht am 22.02.2016 um 12:15 Uhr – Von Alexander Brüggemann (KNA)  – Lesedauer: 
Joseph Kiwanuka
Bild: © KNA
Uganda

Kampala ‐ Als Erzbischof Joseph Kiwanuka 1966 starb, war das Zweite Vatikanische Konzil bereits beendet und er selbst schon kein großer Exot mehr. Dennoch läutete der erste schwarze Bischof Afrikas in der Neuzeit eine neue Ära der Weltkirche ein.

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In der katholischen Weltkirche des 21. Jahrhunderts sind schwarze Kurienkardinäle und Behördenleiter im Vatikan längst Normalität geworden. Auch die Rede von der Wahl eines Papstes aus Afrika geht mit jedem Konklave um. Doch beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) waren die allermeisten Bischöfe des Schwarzen Kontinents noch weiße Missionare. Mit der Bischofsernennung von Joseph Kiwanuka begann im Mai 1939 ein Epochenwandel.

Kiwanuka war der erste einheimische Bischof des lateinischen Ritus in Afrika seit den Zeiten des heiligen Augustinus (354-430). Missionserzbischof Henri Streicher (1863-1952), ein gebürtiger Elsässer aus dem Orden der Weißen Väter, wünschte sich für Uganda einheimische Priester. Er war überzeugt, nur einheimische Geistliche seien in der Lage, den christlichen Glauben glaubhaft und damit dauerhaft in Afrika zu verwurzeln. Bewusst förderte Streicher begabte Kandidaten. Einer von ihnen war Joseph Kiwanuka, ein frommer Junge aus einfachsten Verhältnissen.

14 Kilometer zur Messe

Geboren 1899 in Nakirebe, wanderte er als Kind täglich 14 Kilometer mit seiner Familie zur Messe. Ohne Schulbildung hatte er lesen gelernt, so dass ihn ein Ordensmann an eine Missionsschule vermittelte. 1923 trat Kiwanuka selbst der Gesellschaft der Afrika-Missionare ("Weiße Väter") bei. 1929 wurde er zum Priester geweiht und nach Rom geschickt, wo er in Eherecht promovierte.

Streichers Initiative für einen einheimischen Klerus stand keineswegs im luftleeren Raum. Die Missionsstrategien der katholischen Kirche sind immer auch stark im Licht der außenpolitischen Konzeptionen Europas zu bewerten. Das frühe 20. Jahrhundert war noch ganz von der Frontstellung zwischen Kolonialismus einerseits und ersten Unabhängigkeitsbestrebungen andererseits geprägt. Zur Zeit des Ersten Weltkriegs stand dabei der Ferne Osten, vor allem China, im Fokus.

Linktipp: Weckruf an Afrika

Der Papst hat seine erste Afrika-Reise beendet. In Kenia, Uganda und Zentralafrika erwarteten ihn begeisterte Menschenmassen, aber auch die Probleme des Kontinents bekam er mit. Doch nach Ansicht von Franziskus sind viele Krisen hausgemacht.

In diesem Kontext steht das päpstliche Schreiben "Maximum illud" von 1919. Benedikt XV. (1914-1922) forderte darin eine Abkehr von den Praktiken der Kolonialzeit. Missionare müssten auf kulturelle Eigenheiten der Völker eingehen und vor allem einen einheimischen Klerus ausbilden. Dies, so Benedikt XV., bedeute ein Ende des selbstgerechten europäischen Machtanspruchs und Egoismus. Sein Nachfolger Pius XI. (1922-1939) ging diesen Kurs weiter. 1926 wurden im Petersdom die ersten chinesischen Bischöfe geweiht und bald darauf die ersten aus Japan und Vietnam.

Bewusstseinswandel in Afrika dauerte länger

Für Afrika dauerte der Bewusstseinswandel offenbar etwas länger. Doch in den 1930er Jahren wuchs mit dem Blick auf die totalitären Ideologien des Bolschewismus und des Faschismus das Bewusstsein der Kirchenleitung, zur wirklich universalen Verteidigung des Völkerrechts und der Menschenrechte aufgerufen zu sein. Die Gemeinschaft der Nationen, verankert im Naturrecht, und der Kampf gegen ein neues Heidentum waren Hauptthemen von Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli, später Pius XII. (1939-1958).

Im Mai 1939 ernannte der neue Papst Kiwanuka zum Apostolischen Vikar von Masaka. Seine Bischofsweihe im Petersdom nahm er persönlich vor. Kiwanuka setzte immer mehr einheimische Priester als Pfarrer für seine Gemeinden ein - wobei er großen Wert auf ihre Ausbildung legte. Gleichwohl war die Skepsis über das Experiment in Uganda in Missionskreisen groß. Waren die Afrikaner tatsächlich vorbereitet, ihre Kirche in Eigenverantwortung zu leiten? Doch Pius XII. ging den eingeschlagenen Weg konsequent weiter: 1953 wurde Masaka zur regulären Diözese erhoben und Kiwanuka deren erster Bischof. 1960 machte ihn Johannes XXIII. zum Erzbischof von Rubaga.

Die Diktaturen von Idi Amin und Obote, vor denen Kiwanuka noch gewarnt hatte, blieben ihm selbst erspart. Ende Juli 1969, wenige Tage nach der US-Mondlandung, weihte Papst Paul VI. in seiner früheren Kathedrale zwölf afrikanische Bischöfe. Der Glassarg mit den sterblichen Überresten Kiwanukas steht im Seitenschiff der Kirche. Vor wenigen Monaten, im November 2015, feierte auch Papst Franziskus dort eine Messe.

Von Alexander Brüggemann (KNA)