Karol wer?
Aus Anlass der Verleihung des Karlspreises an Papst Franziskus zeigt das Aachener Internationale Zeitungsmuseum ab Sonntag (10. April) die Ausstellung "Päpste im Spiegel der Presse". Bis 3. Juni werden Zeitungstitelblätter über die Päpste der vergangenen 100 Jahre präsentiert.
Die Wahl und der Tod von Päpsten sind bereits seit Anfang der Zeitungsgeschichte schlagzeilenträchtig - "mal euphorisch, manchmal aber auch sehr kritisch", wie Museumsleiter Andreas Düspohl erläutert. Die 1886 gegründete Sammlung des Museums umfasst rund 300.000 Titel, vorwiegend Erst-, Letzt- und Jubiläumsausgaben aus aller Welt; sie kann also aus dem Vollen schöpfen.
"Wir sind Papst" und "Oh, mein Gott!"
Gerade die Schlagzeilen zur Wahl Joseph Ratzingers/Benedikts XVI. (2005-2013) illustrieren, wie sehr sich die Berichterstattung verändert hat. Neben dem scheinbar euphorisierten "Wir sind Papst" der "Bild" mit einem die Welt umarmenden Benedikt XVI. zeigt die Ausstellung auch die "taz" vom gleichen Tage mit einer pechschwarzen Titelseite und der Zeile "Oh, mein Gott!"
Hingucker sind auch die Kommentare zur sensationellen Wahl von Johannes Paul II. "Rom überrascht die Welt - Ein Pole ist Papst!", titelte das "Hamburger Abendblatt" am 17. Oktober 1978. Über dem Bild des noch unbekannten Karol Wojtyla ist eine Bieranzeige geschaltet: "Für die netten Gäste!"; darunter ein Foto des vormaligen Krakauer Kardinals während des Antrittsbesuchs bei seinem Vorgänger Johannes Paul I.
27 Jahre später wusste die Welt längst, wer Karol Wojtyla ist. Auch der Abschied von Johannes Paul II. im Jahr 2005 ("santo subito") findet breiten Raum. So zeigt "Angora", eine Wochenzeitung für Auslandspolen, eine Fotomontage, in der ein von Krankheit gebeugter Papst müde und mit hängenden Schultern in einen mystischen Wald entschwindet. Die Titelzeile: "Vater unser, der du bist im Himmel..."
Und das Kreuz, das vielgeschmähte...
Die Wahl von Franziskus, des Papstes "vom anderen Ende der Welt", und seine Vorstellung auf dem Balkon des Petersdoms ("Guten Abend allerseits!") am 13. März 2013 sind noch gut in Erinnerung. Nämlicher Franziskus erhält am 6. Mai den Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen. Zur Begründung hieß es, der Papst setze den Rückschlägen und dem dramatischen Vertrauensverlust in der EU eine "Botschaft der Hoffnung" entgegen.
Die Verleihung der undotierten Auszeichnung findet diesmal mit Rücksicht auf den Geehrten nicht in Aachen, sondern in Rom statt. Allerdings: Der Titel der "Aachener Zeitung" am 7. Mai 2016 dazu dürfte wohl deutlich schlichter ausfallen als weiland 1887: "Ja, das Licht des heil'gen Glaubens / Überwand die finst're Nacht / Und das Kreuz, das vielgeschmähte / Strahlt in seiner hehren Pracht! Herrlich schlingt um Leo's Krone / Sich des Ruhmes gold'ner Kranz / Und des Friedens Himmelspalme / Leihet ihr den schönsten Glanz."