Papst erinnert an Unglück von Tschernobyl
Zum Gedenken an das Unglück von Tschernobyl an der ukrainisch-weißrussischen Grenze war eine Gruppe von Helfern und Geistlichen aus der Ukraine zur Papstaudienz nach Rom gereist. Die rund 60 Personen wollten ein Zeichen "gegen das Verdrängen und Vergessen" des Atomunfalls und seiner Folgen setzen, teilte das Internationale Begegnungs- und Bildungswerk (IBB) als Mitinitiator im Vorfeld mit. Zu den Teilnehmern zählten demnach die römisch-katholischen Erzbischöfe von Lviv (Lemberg), Mieczyslaw Mokrzycki, und von Minsk-Mohilev, Tadeusz Kondrusiewicz, sowie weitere hochrangige Vertreter der griechisch-katholischen und der evangelisch-lutherischen Kirche.
Unter den Audienzgästen waren weiter zahlreiche sogenannte Liquidatoren aus der Ukraine und Weißrussland. Sie gehörten zu jenen rund 850.000 Helfern - Sanitäter, Krankenschwestern, Soldaten oder Feuerwehrleute -, die nach dem Unglück radioaktiven Schutt beseitigten und durch ihren Einsatz noch Schlimmeres verhinderten.
"Wir sind froh und dankbar, dass Papst Franziskus den Blick der Welt auf die Katastrophe von Tschernobyl und auf die vielen bis heute Betroffenen gelenkt hat, denn diese Katastrophe ist auch 30 Jahre später noch lange nicht vorbei", sagte der Vorsitzende des Liquidatorenverbandes Charkiw (Ukraine), Anatolij Gubarev, nach der Audienz. "Viele Generationen nach uns werden sich noch mit den Folgen dieser Tragödie beschäftigen müssen."
"Ein wichtiges Signal"
Die Koordinatorin der Ukraine-Arbeit des IBB Dortmund, Astrid Sahm, nannte es "ein wichtiges Signal, dass die Kirchen in Belarus und der Ukraine die Leistungen der Liquidatoren würdigen und ihre Solidarität mit allen Betroffenen bekunden". Es sei zu hoffen, dass das Thema Tschernobyl eine neue Bedeutung für die praktische Umweltarbeit der Kirchen gewinne.
Am 26. April 1986 richtete die Explosion in Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl nahe Kiew verheerende Schäden an. Wie viele Menschen an den Folgen starben, ist umstritten. Angaben reichen von einigen Dutzend bis zu mehreren zehntausend. (KNA)