Der erste Mai ist der Tag der Arbeitnehmer

Gerechter Lohn statt Minijob

Veröffentlicht am 01.05.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Maifeiertag

Bonn ‐ Der 1- Mai – ein Datum, das für viele vor allem für einen arbeitsfreien Tag mit traditionellem Ausflug steht, bedeutet für die Gewerkschaften jedes Jahr die Gelegenheit, ihren Forderungen klangvoll Ausdruck zu verleihen. Auch 2013 stehen zahlreiche Kundgebungen auf dem Programm – die Hauptveranstaltung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) etwa startet auf dem Münchener Marienplatz. Auch die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) ist aktiv.

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Nach einer Schätzung ihres Vorsitzenden, Georg Hupfauer, beteiligen sich etwa 400 bis 500 der rund 2.000 Ortsvereine mit Arbeitnehmergottesdiensten oder nehmen an der örtlichen Gewerkschaftskundgebung teil.

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Video: © Peter Philipp und Steffi Schmitz

Georg Hupfauer, KAB Bundesvorsitzender, zu Gast bei "katholisch.de - Das Magazin".

Forderung nach einem Mindestlohn von 9, 70 Euro

Die politischen Forderungen der katholischen Arbeitnehmer an diesem Tag sind klar: Wie auch bei den großen Gewerkschaften steht die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns weit oben auf der Liste. Was den Betrag angeht, so geht die KAB noch über den vom DGB geforderten Wert von mindestens 8,50 Euro hinaus. 9,70 Euro hat sie sich auf die Fahnen geschrieben. "Dieser Betrag ist notwendig, damit die Menschen auch für die Rente vorsorgen können", erklärt Georg Hupfauer gegenüber katholisch.de.

Auch eine neue Debatte um den Spitzensteuersatz will die KAB anregen. Die Organisation schlägt einen Spitzensteuersatz von 50 Prozent vor, ab einem Einkommen von 60.000 Euro im Jahr. Auch die Frage, ob eine 30-Stunden-Woche eingeführt werden sollte ist der KAB wichtig, genauso wie eine gerechte Energiepolitik: "Die Kosten dürfen nicht nur auf diejenigen abgewälzt werden, die den Strompreis bezahlen, sondern auch die Industrie muss daran beteiligt sein, sagt Hupfauer.

Lehmann: Es gibt Ausbeutung

Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann erinnert zum 1. Mai daran, dass trotz der sinkenden Arbeitslosigkeit prekäre Arbeitsverhältnisse zunehmen. In einem Beitrag für die Mainzer Kirchenzeitung "Glaube und Leben" schreibt er: "In vielen Branchen sind eine sehr kurze Befristung, Leiharbeit, Minijobs und Werkverträge geradezu an der Tagesordnung". Die Folge seien Niedriglöhne und eine fehlende Absicherung im Alter. Menschen mit Migrationshintergrund und junge Arbeitnehmer seien von dieser Entwicklung besonders betroffen. "Es gibt leider auch in manchen Situationen so etwas wie Ausbeutung", diagnostiziert Lehmann.

„In vielen Branchen sind eine sehr kurze Befristung, Leiharbeit, Minijobs und Werkverträge geradezu an der Tagesordnung“

—  Zitat: Kardinal Karl Lehmann

Der Beginn des Monats Mai ist für die Gewerkschaften in diesem Jahr auch Anlass zum Gedenken an ein trauriges Datum ihrer Geschichte. Vor 80 Jahren, am 2. Mai 1933, zerschlugen die Nationalsozialisten die damaligen Gewerkschaften. Die Nazis besetzten Gewerkschaftshäuser, verhafteten, verschleppten und folterten Funktionäre. "Unsere Geschichte verpflichtet uns zum Handeln gegen Rassismus, Antisemitismus und Intoleranz", heißt es dazu in einer Pressemitteilung des DGB. "Der 1. Mai ist unser Fest und kein Ort für Nazis".

In den vergangenen Jahren hatte es am 1. Mai immer wieder Ausschreitungen von gewaltbereiten Demonstranten gegeben. Unter anderem in Berlin kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. Vor diesem Hintergrund rief der Regierende Bürgermeister der Stadt, Klaus Wowereit, zu Gewaltfreiheit auf. "Ich appelliere an alle Demonstrierenden, den Tag der Arbeit zu einem friedlichen Fest zu machen und Gewalttätern keine Chance zu geben", so der SPD-Politiker. Die Demonstrationsfreiheit sei ein zentrales politisches Recht, das von niemandem missbraucht werden dürfe.

Von Gabriele Höfling