Die weltweite Orthodoxie ringt um ihr geplantes Konzil

"Immense Probleme"

Veröffentlicht am 12.06.2016 um 16:45 Uhr – Lesedauer: 
Orthodoxie

Kolymvari/Moskau ‐ Mittlerweile vier Kirchen haben ihre Teilnahme am panorthodoxen Konzil abgesagt. Unterdessen gehen die Vorbereitungen weiter. Mit großer Spannung wird nun eine Entscheidung aus Moskau erwartet.

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Es gebe "so immense Probleme", dass sie bei der Versammlung auf der griechischen Mittelmeerinsel Kreta nicht gelöst werden könnten, sagte der Erzbischof der russisch-orthodoxen Auslandskirche für Deutschland und Großbritannien, Mark (Arndt) der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Am vernünftigsten wäre wohl eine Verschiebung der Versammlung."

Er könne sich "vorstellen, dass auch die russische Kirche sagt, es ist sinnlos, dass wir dort hinfahren". Weil die Kirchen von Georgien, Bulgarien und Antiochien nicht an dem Gipfel auf Kreta teilnehmen wollten, werde dieser "auf jeden Fall nicht panorthodox sein". Die russisch-orthodoxe Kirche will am Montag entscheiden, ob sie nach Kreta kommt. Dann soll ihr Heiliger Synod tagen. Der Kirche gehören etwa die Hälfte der rund 300 Millionen orthodoxen Christen weltweit an.

Arbeitsgruppe bereitet Abschlussdokument vor

Unterdessen nahm am Wochenende ungeachtet der Absagen eine vorbereitende Arbeitsgruppe des Konzils ihre Tätigkeit auf. Wie die Pressestelle in Kolymvari mitteilte, soll das Gremium die "Botschaft" der Kirchenversammlung entwerfen. Es werde bis zum 16. Juni in der Orthodoxen Akademie von Kreta tagen. Dort soll anschließend die Versammlung (Synaxis) der Vorsteher der Kirchen und ab 20. Juni auch das Konzil selbst beraten. Die feierliche Eröffnung ist am orthodoxen Pfingstsonntag, 19. Juni, in Heraklion geplant.

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Sie bilden eine große christliche Kirchenfamilie - dennoch ist die Orthodoxie vielen im Westen fremd. Doch gerade jetzt lohnt es sich, einmal näher hinzuschauen: Denn im Juni werden sich rund 350 orthodoxe Bischöfe zu einem Konzil treffen - das erste dieser Art seit Jahrhunderten.

Das Konzil wird seit 1961 vorbereitet und wäre die erste Kirchenversammlung dieser Art in der Neuzeit. Es soll der Einheit der 14 orthodoxen Kirchen dienen sowie innerorthodoxe Streitfragen klären und über die Beziehungen zur nichtorthodoxen Welt beraten. Die Kritik der Kirchen, die eine Vertagung fordern, richtet sich vor allem gegen die Geschäftsordnung des Konzils und gegen einzelne Punkte in den sechs Dokumenten-Entwürfen. Diese waren Ende Januar beschlossen worden.

Auch Erzbischof Mark kritisierte die Vorlagen als zum Teil "verworren". 2Für uns ist heute vieles, was dort geschrieben wurde, nicht akzeptabel", so Mark. Die Regelung, dass alle Kirchen trotz ihrer sehr unterschiedlichen Größe jeweils 24 Delegierte stellen und nur eine Stimme haben, bezeichnete Mark ebenfalls als "äußerst fragwürdig".

In Konstantinopel zeigt man sich unbeirrt

Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel hält bisher an den Konzilsplänen fest. Erzdiakon Joannis Chryssavgis erklärte im Gespräch mit der amerikanischen katholischen Nachrichtenseite "Crux", die Entscheidungen des Konzils hätten verbindlichen Charakter auch für die Kirchen, die nicht daran teilnähmen. Er könne sich auch nicht vorstellen, dass man das Konzil absage oder dessen kanonischen Rang ändere. (KNA)

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