Seelsorge-Konzept als Alleinstellungsmerkmal
Das geht aus einer am Dienstag in Berlin bei der Jahrestagung des Dachverbandes CKiD veröffentlichten Erhebung über Wettbewerbsstrategien der 600 kirchlichen Krankenhäuser in der Bundesrepublik hervor.
Ganzheitliche Behandlung als besonderes Kennzeichen
Zur Eröffnung des zweitägigen Kongresses ermutigte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) die christlichen Krankenhäuser, "die Qualitätsdebatte offensiv mitzugestalten". Als besonderes Kennzeichen hob er die "ganzheitliche Zuwendung für Leib und Seele" hervor.
Der CKiD forderte vor allem, das Krankenhausfinanzierungssystem stärker am Patientenwohl auszurichten. Die zunehmende Ökonomisierung des Krankenhauswesens sei an ihre Grenzen gestoßen. Der stellvertretende Vorsitzende des Katholischen Krankenhausverbandes Deutschlands, Ingo Morell, forderte, die zeit- und betreuungsintensiven Tätigkeiten stärker zu berücksichtigen. Der Vorsitzende des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes, Christoph Radbruch, verlangte, die "Krankenhausversorgung wieder mehr am individuellen Bedarf der Patienten" auszurichten.
In der Studie der Universität Dortmund nannten die Krankenhäuser als wichtigste Maßnahmen den Ab- und Aufbau von Abteilungen, die Gründung von Spezialzentren und die Ausweitung ambulanter Dienste. Sie wurden in den vergangenen fünf Jahren in 83 Prozent der Krankenhäuser durchgeführt. Am häufigsten wurden mit 34 Prozent Abteilungen aufgebaut. An zweiter und dritter Stelle folgen vermehrte ambulante Leistungen (23 Prozent) und die Gründung von Spezialzentren (22 Prozent). Neun Prozent der Krankenhäuser schlossen Abteilungen.
Mehrheit setzt auf Seesorgekonzept
Bei der Umsetzung der christlichen Werteorientierung setzt die Mehrheit der Geschäftsführer (81 Prozent) auf ein Seelsorge-Konzept. Ebenso wird besonderer Wert auf die Auswahl von Führungskräften mit christlichen Wertvorstellungen gelegt.
Laut Studie sind 21 Prozent der Häuser "strategische Pioniere". Sie zeichnen sich dadurch aus, potenzielle Marktchancen frühzeitig zu erkennen und auszuschöpfen. 24 Prozent verfolgen demgegenüber defensive Strategien wie die Verbesserung bestehender interner Prozesse, während 13 Prozent Analysten-Strategien zur Ausbalancierung von Risiken und Profitchancen umsetzen. Die restlichen 42 Prozent verfolgen Mischstrategien.
Die Studie verweist darauf, dass vorausschauende Krankenhäuser finanziell erfolgreicher sind als jene, die eine defensive Strategie verfolgen.
Nach dem vor zwei Wochen veröffentlichten Krankenhaus-Rating-Report hat sich die Ertragslage der Krankenhäuser in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren verbessert: Der Anteil der Kliniken in der Gewinnzone erhöhte sich von 66,3 auf 77 Prozent.
Ein Fünftel der kirchlichen Kliniken schreibt Verluste
Der Anteil der Kliniken mit hohem Insolvenzrisiko sank von 12,4 auf 10,8 Prozent. Verluste schreiben 45 Prozent der Kliniken in öffentlicher-rechtlicher Trägerschaft, 20,5 Prozent der Frei-Gemeinnützigen (kirchlichen) und vier Prozent der Kliniken in privater Trägerschaft. (KNA)