Papst sorgt sich um "gelangweilte Jugendliche"
Dabei ermunterte Franziskus die Jugendlichen, laut ihre Stimme zu erheben und sich stärker für eine bessere Welt einzusetzen. "Es ist schön und es tröstet mein Herz, euch so rebellisch zu sehen", sagte er. "Die Kirche blickt auf Euch und möchte von Euch lernen." Franziskus ermutigte die jungen Menschen, keine Angst vor Veränderungen zu haben. "Es schmerzt mich, wenn ich jungen Menschen begegne, die vorzeitig in Pension gegangen zu sein scheinen", fuhr das Oberhaupt der katholischen Kirche fort. "Es macht mir Sorgen, wenn ich junge Menschen sehe, die das Handtuch geworfen haben, bevor sie zum Wettkampf angetreten sind." Dies seien "hauptsächlich gelangweilte und langweilige Jugendliche." Franziskus warnte junge Leute zudem davor, "Verkäufern falscher Vorspiegelungen" nachzulaufen.
Die Kirche wolle von den jungen Menschen lernen, "wieder neu auf die Barmherzigkeit des himmlischen Vaters zu vertrauen", ergänzte der Papst. "Die Barmherzigkeit hat immer ein junges Gesicht." Er verwies dabei auf den "Mut, aus Bequemlichkeiten aufzubrechen". Als Beispiele nannte er die Zuwendung zu Heimatlosen und Hungernden, auch die Aufnahme von Flüchtlingen und Migranten.
Papst: brücken bauen und Mauern niederreißen
Franziskus rief die Jugendlichen zur Entscheidung auf zwischen "entfremdendem Rausch oder der Kraft der Gnade". Die Bereitschaft, auf die Botschaft Jesu zu hören, verglich er mit der Aufmerksamkeit auf "ein Video, das ein Freund uns aufs Handy schickt". Jesus sei die treibende Kraft, "Großes zu erträumen". Den Jugendlichen wünschte der Papst das "Abenteuer, Brücken zu bauen und Mauern niederzureißen, Zäune oder Gitter". Es gelte denen zuzuhören, "die wir nicht verstehen, denen, die aus anderen Kulturen und anderen Völkern kommen, und sogar denen, die wir fürchten, weil wir glauben, sie könnten uns schaden".
Das internationale Treffen junger Katholiken, das in der Regel alle drei Jahre stattfindet, war 1984 von Johannes Paul II. (1978-2005) ins Leben gerufen worden. Erstmals ist Krakau Austragungsort, die Bischofsstadt Karol Wojtylas, des späteren Papstes Johannes Paul II. Der 31. Weltjugendtag steht unter dem Motto "Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden".
Franziskus war am Mittwoch in Polen eingetroffen und hatte am Donnerstagvormittag eine Messe im Wallfahrtsort Tschenstochau gefeiert. Der Weltjugendtag endet mit einem Gottesdienst im 48 Hektar großen Blonia-Park im Westen der historischen Altstadt Krakaus. Zu Messen mit den Vorgängerpäpsten Johannes Paul II. und Benedikt XVI. (2005-2013) hatten sich dort jeweils mehr als eine Million Gläubige versammelt. (jhe/bod/dpa/KNA)
29.07.2016, 9.08 Uhr: ergänzt um weitere Aussagen des Papstes