Er habe in seinen vier Jahren an der römischen Kurie den Eindruck gewonnen, dass es für jeden Mitarbeiter vom einfachen Angestellten bis hin zum Kardinalpräfekten eine Ehre sei, den Willen des Papstes auszuführen. Das bedeute allerdings nicht, dass es nur Ja-Sager im Vatikan gebe. Doch Franziskus selbst sei der erste, dem daran gelegen sei, dass man offen seine Meinung äußere. Entscheidend sei letztlich, dass die Beschlüsse des Papstes "mit ganzem Herzen" ausgeführt würden.
Weiter nahm Becciu zu jüngsten Äußerungen eines argentinischen Beraters von Papst Franziskus Stellung, wonach die römische Kurie theologisch gesehen "nicht wesentlich" für den Dienst des Papstes sei. Die Aussage, dass der Papst und die Bischöfe die Hirten der Kirche seien, bezeichnete er als "richtig".
Kirche muss ihren Dienst auf der "Höhe der Zeit" ausüben
Allerdings hätten sich in der 2.000-jährigen Geschichte der Kirche organisatorische Erfordernisse herauskristallisiert, die nicht vom Evangelium vorgesehen seien, aber zum Wachstum der Kirche beigetragen hätten, so der vatikanische Innenminister. Auch die Kurie sei aus solchen Bedürfnissen erwachsen und nicht durch göttlichen Auftrag. Es gehe daher heute um die Frage, wie die Kirche ihr Auftreten noch evangeliumsgemäßer gestalten und ihren Dienst auf der "Höhe der Zeit" ausüben könne.
Zu der Aussage des argentinischen Erzbischofs Victor Manuel Fernandez, dass der Papst nicht notwendig in Rom residieren müsse und Teile der römischen Kurie ebenso gut in Bogota wie in Rom sein könnten, äußerte sich Becciu nicht. (KNA)