Der Vatikan will's wieder wissen
Das nun auf Italienisch vorliegende, 62 Punkte umfassende Dokument bilde zusammen mit dem Fragenkatalog die sogenannten Lineamenta, das erste Planungspapier für die Ordentliche Synode. Diese tagt im Oktober 2015 zum Thema "Berufung und Mission der Familie in der Kirche und der heutigen Welt". Der Fragenkatalog solle verhindern, dass Bischöfe "ihre eigenen Vorstellungen von einer Seelsorge als reiner Anwendung der Lehre" äußerten, die nicht die Folgerungen der Außerordentlichen Bischofssynode berücksichtige, hieß es. Er solle den "nötigen Realismus" fördern.
Der neue Katalog umfasst 46 Fragen
Der Katalog umfasst 46 Fragen und ist nach dem Abschlussdokument der Familiensynode gegliedert: Es geht um die aktuellen Herausforderungen für die Familie, um das "Evangelium der Familie" sowie im Hauptteil um die Konfrontation mit pastoralen Aussichten. Der Bogen enthält keine wesentlichen Neuerungen.
Die Fragen beziehen sich auf den sozio-kulturellen Kontext von Familien, auf Gefühlsleben und Triebhaftigkeit ("Affektivität") sowie darauf, wie die Kirche ihre Lehre besser verständlich machen könnte. Konkret sollen die Bischofskonferenzen etwa beantworten, wie man die Unauflöslichkeit der Ehe als ein großes Geschenk darstellen könnte oder ob die Ehe allgemein als Fundament für die Gesellschaft geschätzt werde.
In Bezug auf die Seelsorge sollen die Ortskirchen Vorschläge nennen, wie man die Ehevorbereitung verbessern könne und wie Gemeinden und Diözesen Paare in den ersten Jahren der Ehe und des Familienlebens intensiver begleiten könnten. Gefragt wird zudem nach dem Umgang mit Katholiken in Zivilehe und Paaren, die unverheiratet zusammenleben.
Vatikan fragt nach einer "sakramentalen Pastoral" für Wiederverheiratete
Der Vatikan fragt auch nach möglichen Schritten einer "sakramentalen Pastoral" für wiederverheiratete Geschiedene. Dabei wird erneut festgehalten, dass eine vertiefte Prüfung der Praxis in orthodoxen Kirchen notwendig sei, die die Segnung einer zweiten Ehe kennen.
Beim Thema Homosexualität werden - anders als in der ersten Umfrage - gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht mehr ausdrücklich thematisiert. Vielmehr geht es um die Seelsorge für Familien, zu denen Personen mit "homosexuellen Neigungen" gehören. Gefragt wird, wie man sich – jede "ungerechte Diskriminierung" vermeidend – diesen Menschen im "Licht des Evangeliums" annehmen könne und wie man ihnen die "Anforderungen des Willen Gottes an ihre Situation" nahebringen könne.
Beim Thema "Weitergabe des Lebens" wird zu Adoptionen ermuntert und dazu, sich dem Leben und der Elternschaft zu öffnen, wie es Papst Paul VI. in der Enzyklika "Humanae Vitae" angeregt habe. Des Weiteren sollen die Bischöfe der Weltkirche Ideen einbeinigen, wie das "Übel der Abtreibung" bekämpft werden könne.
Bischofskonferenzen entscheiden selbst über Beantwortung
Der Vatikan überlässt es den einzelnen Bischofskonferenzen, in welchem Umfang sie bei der Beantwortung der Fragen die Gläubigen in den Diözesen einbeziehen. Sie könnten "geeignete Wege wählen, um die Rezeption und die Vertiefung des Abschlussdokuments der zurückliegenden Synode sicherzustellen", heißt es. Hierbei könnten auch akademische Einrichtungen, ortskirchliche Organisationen, Laienvereinigungen und andere kirchliche Instanzen beteiligt werden.
Es ist das erste Mal, dass eine Bischofssynode auf diese Weise vorbereitet wird. Ziel der Umfrage ist laut der Mitteilung des Synodensekretariats ein "großangelegter Beratungsprozess über die Familie im Geist des synodalen Prozesses". Rückmeldungen auf den Fragenkatalog sollen bis 15. April im Vatikan eingegangen sein. (mit Material von KNA)
Von Agathe Lukassek