Die Namen sind raus
Schon vor der Außerordentlichen Synode zu dem Thema im vergangenen Jahr hatte der Papst eine offene, kollegiale Diskussion ohne voreilige Denkverbote gewünscht. Das spiegelt erneut die Wahl der von ihm selbst ernannten Teilnehmer wider.
Unter diesen 45 ist abermals der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Kasper. Er zählt zu den theologisch wichtigsten Befürwortern einer möglichen Öffnung der Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene unter bestimmten Voraussetzungen wie etwa einem Weg der Buße. In den Medien avancierte Kasper deshalb zu einem der führenden Gesichter des Reformflügels in der Weltkirche.
Zuständiger für Eherechtsreform ist dabei
Ihm stellt Franziskus eine Reihe progressiver Kirchenführer zur Seite, die zum Großteil schon 2014 dabei waren: Dazu zählen der emeritierte Brüsseler Erzbischof, Kardinal Godfried Danneels, enge Vertraute wie Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga (Tegucigalpa) und Kardinal Luis Tagle (Manila). Wie zuvor hat Franziskus auch seinen jesuitischen Mitbruder Antonio Spadaro, Chef der Jesuiten-Zeitschrift "La Civilta Cattolica" und Vordenker einer stärkeren Öffnung der Kirche, ins Boot geholt. Ebenso wie Erzbischof Victor Manuel Fernandez, Rektor der Päpstlichen Katholischen Universität von Argentinien und enger theologischer Berater des Papstes.
Nachdem vergangene Woche ein päpstliches Dekret zur Vereinfachung von Ehenichtigkeitsverfahren für Wirbel sorgte, ist auch die erneute Nominierung des Dekans der dafür zuständigen Römischen Rota, Pio Vito Pinto, bedeutsam. Anscheinend will Franziskus zudem den konkreten Erfahrungen an der pastoralen Basis mehr Gewicht geben: Anders als im Vorjahr lud er auch zwei italienische Gemeindepfarrer zur Synode ein.
Als bemerkenswert beurteilen Beobachter auch die päpstliche Ernennung des Chicagoer Erzbischofs Blase J. Cupich. Dieser hatte immer wieder vehement für eine Willkommenskultur gegenüber Katholiken geworben, deren Lebensführung mit der strengen Lehre kollidiert. Offenbar hatte Franziskus mit Blick auf die USA eine behutsame "Kurskorrektur" im Sinn, nachdem die US-Bischöfe eher konservative Amtsbrüder nach Rom entsenden.
Auch Reformgegner sind dabei
Gleichwohl hat der Papst auch das Lager der Reformgegner berücksichtigt. So finden sich etwa die als "Hardliner" geltenden Kardinäle Carlo Caffarra (Bologna), Wilfrid Fox Napier (Durban) und Laurent Monsengwo Pasinya (Kinshasa) auf der Teilnehmerliste. Sie fordern ein klares Zeugnis der Kirche für die Unauflöslichkeit der Ehe und wenden sich gegen eine Öffnung für homosexuelle Paare. Besonders afrikanische Bischöfe hatten im Vorjahr starken Widerstand geleistet. Sie hatten wichtigen Anteil daran, dass Passagen zu diesen Fragen im Abschlusspapier nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit fanden.
Im Gegensatz zum Vorjahr haben die konservativen Afrikaner diesmal aber vergleichsweise weniger Stimmen, weil es nicht mehr bloß einen Vertreter pro Land gibt. Die Länder mit vielen Katholiken entsenden bis zu vier, die mit wenigen nur einen Synodalen. Davon profitieren die großen europäischen und amerikanischen Ortskirchen, in denen etwa Fragen zum Sakramentenzugang viel breiter diskutiert werden. Den Afrikaner Napier, einen Wortführer des konservativen Flügels, fügte Franziskus der Synodenleitung als vierten delegierten Präsidenten hinzu. Die übrigen leitenden Kardinäle der Synode beließ er allesamt auf ihren Posten, setzt also auf Kontinuität.
Insgesamt weisen die päpstlichen Personalentscheidungen zwar tendenziell in eine reformerische Richtung. Allerdings sind unter den 45 Kirchenmännern seiner Wahl etliche, die bisher in der Weltkirche nicht mit prononcierten Äußerungen zu den strittigen Fragen in Erscheinung getreten sind. Sicher ist nur: Franziskus hat in der Vergangenheit immer wieder betont, dass er zwar die ungezwungene Debatte über die Kirche von morgen wünscht, aber nicht zwischen verhärteten Lagern.