EKD-Chef wünscht ökumenisches Zeichen
Trotz mancher Differenzen seien sich evangelische und katholische Kirche "völlig einig in dem, was wir uns wünschen, nämlich die Ehe als lebenslange verbindliche Beziehung - und diese Verbindlichkeit sollte keine Last sein, sondern eine Freude", sagte Bedford-Strohm. Zugleich dürfe man nie "eine Lebenssituation zur Norm machen, sondern muss dem einzelnen Menschen gerecht werden."
Unterschiede zur katholischen Kirche wolle er "nicht übertünchen", betonte der EKD-Ratsvorsitzende zugleich. Ihm gefalle jedoch, dass der Papst in seinem Schreiben davor warne, "abstrakte moralische Normen zu propagieren." Franziskus würdige vielmehr "das reale Leben". Die Kirche könne nicht nur für verheiratete Menschen da sein. "Wir müssen unsere Leitbilder auf alle Lebensformen anwenden."
Scheitern könne jeder, erklärte er. "Niemand darf sich einbilden, dass ihm das nicht passieren kann." Insofern brauchten Protestanten beispielsweise im Umgang mit geschiedenen oder wiederverheirateten Pfarrern "noch mehr Demut". Auch bezüglich homosexueller Menschen habe die evangelische Kirche "noch einen Weg" vor sich.
Linktipp: Die Liebe im Mittelpunkt
Das nachsynodale Schreiben des Papstes zur Familiensynode steht ganz im Zeichen der Liebe. Mit "Amoris laetitia" hat Franziskus eines seiner wichtigsten Schreiben veröffentlicht. Katholisch.de stellt die einzelnen Kapitel vor und zitiert die wichtigsten Stellen.Von Papst Franziskus wünsche er sich "ein neues Zeichen" für konfessionsverbindende Ehen, fügte Bedford-Strohm hinzu. In seinem jüngsten Schreiben wiederhole der Pontifex, nur in Ausnahmefällen könne das Abendmahl gemeinsam gefeiert werden. "Die Eheleute sollen nicht nur ihr Bett teilen dürfen, sondern auch am Tisch des Herrn gemeinsam willkommen sein", forderte der Protestant.
Freude auf das Treffen mit dem Papst
Der bayerische Landesbischof freut sich nach eigenen Angaben auf sein Treffen mit dem Papst. Es wird die erste Begegnung zwischen den beiden. Das katholische Kirchenoberhaupt beeindrucke ihn mit seinem Engagement für Flüchtlinge, und damit, "dass er die Armen ins Zentrum stellt", sagte Bedford-Strohm. Er fühle sich Franziskus verbunden: "Als er gewählt wurde und ich seinen Namen als Papst hörte, habe ich einen innerlichen Luftsprung gemacht."
Er wolle mit dem Papst auch über das Reformationsgedenken 2017 sprechen, kündigte Bedford-Strohm an. Es habe ihn beeindruckt, wie deutlich Franziskus "die Wunden der Trennung und Spaltung unserer Kirchen benannt hat". In "Zeiten von Extremismus und Fanatismus im Namen der Religion" sei ein gemeinsames Zeugnis der Kirchen für die Werte von Barmherzigkeit und Humanität besonders wichtig. "Über ein weltweit wahrgenommenes kraftvolles Zeichen ökumenischer Gemeinsamkeit im Jahr 2017 werden wir alle froh sein."
Der EKD-Ratsvorsitzende verriet auch, was er dem Papst als Gastgeschenk mitbringen wird: ein letztes Exemplar "zum Weitergeben" seiner eigenen Doktorarbeit. Darin habe er sich mit der lateinamerikanischen Theologie und deren "Option für die Armen" befasst, erklärte Bedford-Strohm: "Das nehme ich sehr gern zu einem Papst mit, der sich den Namen Franziskus gegeben hat. " (luk/KNA)