Unmut über Äußerung von Kardinalstaatssekretär Parolin

Essener Generalvikar kritisiert Vatikan

Veröffentlicht am 27.05.2015 um 15:00 Uhr – Lesedauer: 
Ehe

Köln/Essen  ‐ Nicht nur außerhalb der Kirche stieß die Formulierung von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, das irische Referendum zur "Homo-Ehe" sei eine "Niederlage der Menschheit", auf Kritik. Auch der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer hält nicht viel von der Äußerung.

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Niederlagen für die Menschheit seien für ihn andere Dinge wie etwa Gewalt, Terror oder Krieg, sagte der Generalvikar. Die katholische Kirche könne mit einer solchen Formulierung den sehr unangenehmen Eindruck erwecken, sich nicht mit den Lebensrealitäten heutiger Menschen wirklich ernsthaft auseinandersetzen zu können. Die Kirche solle nicht immer nur wie in diesem Fall "in einer sehr brachialen Art und Weise" auf Distanz und Abwehr gehen.

"Wir kommen ja aus einer Zeit, wo es nicht nur in der Kirche, sondern gesamtgesellschaftlich ganz viel Unsicherheiten und Abwehrreaktionen gegenüber homosexuellen Orientierungen gab", sagte Pfeffer. Dies sei auch genährt aus einer Geschichte, in der man humanwissenschaftlich viel zu wenig darüber gewusst habe. Vielen Menschen falle nach wie vor die Vorstellung schwer, dass eine solche Orientierung weder anerzogen noch abnorm sei und nichts mit Krankheit zu tun habe.

Parolin sitzt auf einem roten Sofa.
Bild: ©KNA

Die Äußerung von Kardinalstaatssekretär Parolin, dass die Entscheidung der Iren für die "Homo-Ehe" eine "Niederlage für die Menschehei sei, sorgt für Kritik.

Nach Einschätzung des Generalvikars befürchtet die Kirche in der Diskussion über die "Homo-Ehe", dass die Bedeutung der traditionellen Ehe etwas gemindert werde. Er teile diese Sorge aber nicht, da Homosexuelle nicht die große Mehrheit in der Gesellschaft bildeten. Die Kirche müsse aber auf die Werte von Ehe und Familie aufmerksam machen. Dazu gehöre es, "dass nur Mann und Frau miteinander tatsächlich Eltern im klassischen Sinn sein und ihren Kindern Vater und Mutter bieten können".

Der Generalvikar äußerte sich skeptisch zu einem Adoptionsrecht für Schwule und Lesben. Denn es sei nicht egal, "ob Kinder zwei Mütter oder zwei Väter haben" sondern vielmehr bedeutsam, "dass ich als Kind aufwachse in einer Familie mit Mutter und Vater und mich an beiden in unterschiedlicher Weise orientieren kann".

Parolin hatte sich am Dienstagabend "sehr betrübt" über den Ausgang des Referendums zugunsten einer Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare geäußert. Mit Blick auf die Bischofssynode zur Familie im Herbst kündigte er an, die Kirche werde alles tun, um die traditionelle Familie "zu verteidigen, zu schützen und zu fördern". (KNA)