Gegen "Scheidung auf katholisch"
Auf die Möglichkeit von Ehenichtigkeitsverfahren angesprochen, sagte der deutsche Kurienkardinal, Ziel der Ehepastoral könnten nicht mehr Eheannullierungen sein. Vorrangig gehe es darum, "die Gläubigen in ihrem Bemühen um ein Gelingen des ehelichen und familiären Miteinanders zu unterstützen", so Müller.
Das Verständnis von Ehe und Familie sei in der Krise; deshalb sei die Möglichkeit der Prüfung, ob bei der Trauung alle kirchenrechtlich nötigen Bedingungen gegeben waren, heute wichtiger als früher. Dies dürfe aber nicht als eine Art "Scheidung auf Katholisch" missverstanden werden, warnte Müller.
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Theorie trifft Praxis: Über zwei Jahre beraten Bischöfe und Laien im Vatikan über die "pastoralen Herausforderungen der Familie". Das ist ein höchst brisantes Thema, bei dem die Vorstellungen der Kirche und die Lebenspraxis ihrer Gläubigen zunehmend auseinanderdriften.Bei der Synode im Vatikan werde es darum gehen, die Grundsätze "über die Bedeutung der Ehe von Mann und Frau, aus der die Familie hervorgeht, für die Kirche und die ganze Gesellschaft in der heutigen Zeit neu bewusst und fruchtbar zu machen", so der Kardinal. Diese Erwartung äußerte er, "ohne den Synodenvätern im Einzelnen vorgreifen zu können".
Die Synode werde sich mit den Menschen und Familien "in ihrem Streben und Suchen, ihrem Bemühen, in ihrem Scheitern und ihrem Gelingen" befassen, so Müller weiter. Besonderes Augenmerk gebühre den Kindern, die einer "Vertrauensgemeinschaft" ihrer Familie bedürften.
Schwierigkeiten im Zusammenleben lösten sich nicht von selbst, betonte Müller: "Aber aus dem Wort Gottes, aus Gebet und Sakramenten dürfen wir immer neu die Kraft schöpfen, sie zu überwinden. Auf diese Weise wächst in uns die Gabe der Beharrlichkeit, des Durchhaltens in den schweren Stunden und auch des Leidens - miteinander, bisweilen wohl auch aneinander." (KNA)