"Gesetze sind für Menschen gemacht - nicht umgekehrt"
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Während ich der Arbeit der Synode folgte, habe ich mich gefragt: Was wird der Abschluss dieser Synode über die Familie für die Kirche bedeuten? Sicher bedeutet es nicht, dass wir alle Themen über die Familie abschließend behandelt haben; aber wir haben versucht, sie mit dem Licht des Evangeliums, der Tradition und der 2.000-jährigen Geschichte der Kirche zu erleuchten. In ihr hat die Synode die Freude der Hoffnung ausgegossen, ohne einfach zu wiederholen, was ohnehin feststeht oder schon gesagt wurde. (...)
Die Wirklichkeiten mit Gottes Augen sehen
[Die Synode, d. Red.] hat alle auf das Verständnis für die Wichtigkeit der Familie und der Ehe zwischen Mann und Frau gedrängt, die auf Einzigkeit und Unauflöslichkeit gründet; und darauf, sie wertzuschätzen als Fundament und Grundlage der Gesellschaft und des menschlichen Lebens. (...)
Sie hat versucht, die Wirklichkeit - besser: die Wirklichkeiten - von heute mit Gottes Augen zu sehen, um die Herzen der Menschen zu entzünden und zu erleuchten mit der Flamme des Glaubens;: in einem geschichtlichen Moment, wo sie entmutigt sind, da in Gesellschaft, Wirtschaft und Moral eine Krise und eine negative Grundeinstellung herrschen. (...)
Sie hat verschlossene Herzen geöffnet, die sich oft sogar hinter der Lehre der Kirche verstecken oder hinter guten Absichten, um sich auf den Stuhl Mose zu setzen und manchmal überheblich und oberflächlich über schwierige Fälle und verletzte Familien zu richten. Sie hat bekräftigt, dass die Kirche eine Kirche der geistig Armen und der Sünder auf der Suche nach Vergebung ist - und nicht nur eine Kirche der Gerechten und Heiligen - oder besser gesagt der Gerechten und Heiligen, wenn sie sich als Arme und als Sünder fühlen. (...)
Verschwörungs-Hermeneutik überwinden
Sie hat versucht, Horizonte zu öffnen, um jede Verschwörungs-Hermeneutik oder Verengung der Perspektiven zu überwinden; um die Freiheit der Kinder Gottes zu verteidigen und zu verbreiten; um die Neuigkeit der christlichen Botschaft zu vermitteln, die manchmal vom Rost einer archaischen oder schlicht unverständlichen Sprache bedeckt wird. (...)
Über die vom kirchlichen Lehramt klar definierten dogmatischen Fragen hinaus haben wir gesehen, dass das, was dem Bischof eines Kontinents normal erscheinen mag, dem Bischof eines anderen Kontinents als merkwürdig, ja fast skandalös vorkommt; dass das, was in der einen Gesellschaft als Rechtsverletzung angesehen wird, in einer anderen eine offensichtliche und unantastbare Regel sein kann; dass das, was für einige Gewissensfreiheit ist, für andere nur Verwirrung bedeutet. In Wahrheit sind die Kulturen in sich sehr verschieden, und jedes allgemeine Prinzip muss in die jeweilige Kultur übertragen werden, wenn es eingehalten und angewendet werden will. (...)
Themenseite: Familiensynode
Vom 4. bis 25. Oktober 2015 tritt die XIV. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode unter dem Thema "Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute" zusammen. Die Themenseite bündelt die Berichterstattung von katholisch.de zur Synode.Wir haben gesehen - auch dank des Reichtums unserer Verschiedenheit - dass die vor uns liegende Herausforderung immer dieselbe ist: dem Menschen das Evangelium zu verkünden und dabei die Familie gegen alle ideologischen und individualistischen Angriffe zu verteidigen. (...)
Geist statt Buchstaben verteidigen
Die Erfahrung der Synode hat uns besser verstehen lassen, dass die wahren Verteidiger der Lehre nicht jene sind, die den Buchstaben verteidigen, sondern den Geist; nicht die Idee, sondern den Menschen; nicht die Formeln, sondern die unentgeltliche Liebe Gottes und seiner Vergebung. Das bedeutet freilich nicht, in gewisser Weise die Bedeutung von Formeln, Gesetzen und göttlichen Geboten zu vermindern, sondern die Größe des wahren Gottes zu rühmen. Er beurteilt uns nicht nach unseren Verdiensten, nicht nach unseren Werken, sondern einzig nach der grenzenlosen Güte seiner Barmherzigkeit. (...)
Erste Aufgabe der Kirche ist nicht, zu verurteilen und den Kirchenbann auszusprechen, sondern die Barmherzigkeit Gottes zu verkünden, zu Umkehr aufzurufen und alle Menschen zum Heil des Herrn zu führen.