Seid gewappnet!
Der Autor des gelehrten Werks gilt als größte Kapazität seines Faches: Kardinal Andrea Cordero Lanza di Montezemolo (88). Der Italiener aus toskanischem Adelsgeschlecht und frühere Erzpriester der römischen Kirche Sankt Paul vor den Mauern hat auch das Wappen von Benedikt XVI. entworfen.
Feste Regeln bei der Gestaltung
Jeder katholische Bischof und Kardinal kann sich ein Wappen zulegen. So wie es ursprünglich die Ritter als Erkennungszeichen verwendeten. Für Bischöfe ist dieser Brauch seit dem 13. Jahrhundert belegt. Verpflichtet ist ein Bischof dazu heute nicht. Kirchliche Wappen haben wie etwa die von Adelsfamilien oder Städten und Gemeinden die Form eines Schildes. Ihre Gestaltung ist nicht beliebig, sondern folgt festen Regeln. Auf dem Wappen von Bischöfen und Kardinälen sollen prägende Merkmale der betreffenden Person oder von dessen Familie oder programmatische Aussagen zu sehen sein, erläutert Montezemolo in dem Handbuch.
Erzbischof Georg Gänswein hat zum Beispiel einen Drachen in seinem Wappen als Reverenz an seinen Namenspatron, den heiligen Georg, der ein solches Ungeheuer zur Strecke gebracht haben soll. Hinzu kommen kann etwa ein Hinweis auf die Ordenszugehörigkeit. So hat Papst Franziskus das Monogramm der Jesuiten "IHS" in seinem Wappen. Rom ist auch für kirchliche Heraldiker ein Paradies: An jeder der mehr als 200 sogenannten Titelkirchen, die Kardinäle zu ihrer Ernennung erhalten, prangt das Wappen des jeweiligen kirchlichen Würdenträgers.
Neues Wappen für Benedikt XVI.?
Der Rücktritt von Benedikt XVI. ist auch für die kirchliche Heraldik ein kniffliger Fall. Eigentlich, so Montezemolo, bräuchte Benedikt XVI. ein neues Wappen, das seinen jetzigen Status widerspiegele. Der Kardinal schlägt vor, das bisherige zusätzlich mit einer Bordüre zu versehen. "Brisur" lautet der Fachbegriff für diesen kosmetischen Eingriff.
Eine solche "Brisur" habe früher eine Änderung des Personenstands angezeigt, erklärt Montezemolo. Am Ende seiner fünfseitigen Ausführungen folgt jedoch die Ernüchterung: Seine Heiligkeit Benedikt XVI. habe dem Autor für seine interessanten Studien gedankt, ihm jedoch mitgeteilt, dass er es vorziehe, kein neues Wappen zu führen, heißt es da. In Klammern gesetzt folgt der Hinweis: "Diese Anmerkungen bleiben hier also nur als reine Überlegungen stehen".
Das Logo als Todfeind
Auch der Todfeind jedes Heraldikers wird in Montezemolos Handbuch benannt: Das Logo. Seine Domäne sind längst nicht mehr nur die Katholikentage dieser Welt.
Auch in die Sphäre der Oberen geistlicher Ritterorden ist es längst eingedrungen, wie der Präsident des italienischen Instituts für Heraldik und Genealogie, Pier Felice Degli Uberti, darlegte, der das neue Werk vorstellte. Das Wappen habe es nicht leicht. Es stehe oft für die Vergangenheit und habe seinen Ursprung im Zeitalter der Ritter, das Logo hingegen stehe für die Moderne. Möglicherweise entschieden sich künftig auch Bischöfe für ein Logo.
Eine eigene Grammatik
Ein Patentrezept, um den Vormarsch des Logos im kirchlichen Raum zu stoppen, hat auch Montezemolo nicht parat. Eins steht für ihn allerdings außer Frage: Bevor bischöfliche Wappen schlecht gemacht werden oder gar falsch, sollte man lieber ganz darauf verzichten. Es müsse endlich Schluss sein damit, dass Bischöfe sich von halbprofessionellen Freunden ein Wappen gestalten lassen. Montezemolo berichtete von einem chinesischen Kardinal, der auf seinem Wappen einen Fluss, ein Boot und seine Bischofsstadt abgebildet sehen wollte. Ihm habe er erstmal erklärt, dass es hier nicht um eine Fotografie, sondern um ein Wappen gehe, so der Kardinal. Mit den Wappen sei es wie mit dem Englischen. Es gebe eine Grammatik, die man beherrschen müsse, "sonst sollte man es lieber ganz lassen".
Von Thomas Jansen (KNA)
Hinweis: Andre Cordero Lanza di Montezemolo/Antonio Pompili, Manuale di Araldica ecclesiastica nella chiesa cattolica, Libreria Editrice Vaticana, Citta del Vaticano 2014, 205 S., 24 Euro, ISBN: 978-88-209-9239-2