Sorge um den Frieden in der Welt
Die wiederum gaben dem Termin durch ihr Auftreten mit Fliege, Orden und Ehrenabzeichen ein besonderes optisches Gewicht. Ein Hauch von Glamour spricht auch aus dem traditionellen Abschlussbild, das den Papst in weißem Ornat in einer großen Gruppe von edelgewandeten Diplomaten zeigt.
Die politischste Rede des Jahres
Doch das Treffen ist nicht nur eine Show, vor allem geht es um Inhalte. Die dort gehaltene Grundsatzrede des Papstes gilt als seine "politischste" Ansprache im Jahresverlauf. Darin unterbreitet er eine Einschätzung der vatikanischen Diplomatie zu den Krisenzonen der Welt und zu allgemeinen Fragen von Frieden, Gerechtigkeit und Entwicklung.
Im Zentrum seiner Rede stand die aktuelle Flüchtlingskrise. Angesichts der Flucht Zehntausender Menschen nach Europa forderte Franziskus mutige und kreative Lösungen. Europa habe die Mittel und die moralische Pflicht, "einerseits die Rechte der eigenen Bürger zu schützen und andererseits die Betreuung und die Aufnahme der Migranten zu garantieren", erklärte der Papst.
Es sei wichtig, einen freimütigen und respektvollen Dialog unter allen von dem Problem betroffenen Nationen einzuleiten. Europa könne es sich nicht erlauben, in der Flüchtlingsfrage "die Werte und die Prinzipien der Menschlichkeit, der Achtung der Würde eines jeden Menschen (...) und der gegenseitigen Solidarität aufzugeben".
Sorgen um das kulturelle und soziale Gefüge und die innere Sicherheit dürften nicht zu Abschottung führen. Antworten auf die aktuelle Krise könnten die Staaten nur gemeinsam entwickeln, ist Franziskus überzeugt. Bisher fehlt dazu aus einer Sicht jedoch eine mittel- und langfristige Strategie. Zu dieser müsse auch das Bemühen um eine verbesserte Lage in den Herkunftsländern gehören. Als Beispiele nannte Franziskus den Kampf gegen Waffenhandel, Korruption und ausbeuterischen Rohstoffabbau.
Warnung vor Fundamentalismus
Der Papst rief die Diplomaten für 2016 zu neuen Anstrengungen für ein Ende des Krieges in Syrien und für eine Lösung des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern auf. Besorgt äußerte er sich auch über die Migrationssituation an der Grenze zwischen Mexiko und den USA, die Konflikte in Zentralafrika, Libyen und in der Ukraine sowie den jüngsten Atomtest Nordkoreas. Nachdrücklich warnte er außerdem vor religiösem Fundamentalismus und Extremismus. Dabei werde Religion für machtpolitische Ziele verzweckt. Religiöser Fanatismus sei aber auch eine Reaktion auf fehlende Ideale und die Ablehnung von Religiosität im Westen.
Mit Blick auf 2015 wertete er das Atomabkommen mit dem Iran und den zu erwartenden Klimavertrag nach der Weltklimakonferenz von Paris als große Erfolge der Weltdiplomatie.
Themenseite: Auf der Flucht
Ob Naturkatastrophen, Armut oder Terror: Täglich verlassen Menschen ihre Heimat, um anderswo ein neues, ein besseres Leben zu beginnen. Die Flüchtlinge kommen auch nach Deutschland. Das bedeutet eine große Herausforderung für Politik, Gesellschaft und Kirche.Obwohl der Vatikan nur ein Zwergstaat ist, ist er für seine weltweiten Diplomatischen Vermittlungen geschätzt und unterhält diplomatische Beziehungen mit 180 Staaten. Bei den Vereinten Nationen ist der Heilige Stuhl ein Ständiger Beobachter. Dazu kommen noch Kontakte mit der EU und dem Malteserorden. Mit dem Staat Palästina hat der Vatikan 2015 einen Grundlagenvertrag geschlossen, der das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und den staatlichen Behörden in den Palästinensergebieten regelt. Aus Israel gab es scharfe Kritik an dem Abkommen.
Reden vor US-Kongress, Vereinten Nationen, Europäischem Parlament
Papst Franziskus hielt 2015 unter anderem Reden vor dem US-Kongress und der Vollversammlung der Vereinten Nationen. Seine Ansprache vor dem Europäischen Parlament im November 2014 brachte ihm den Karlspreis ein, der dem Pontifex in diesem Frühjahr verliehen werden soll. Auch bei internationalen Konflikten ist der Vatikan als diplomatischer Vermittler gefragt.
An der historischen Wiederannäherung zwischen den USA und Kuba hatte die vatikanische Diplomatie einen großen Anteil. Im März hatte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin angekündigt, der Vatikan wolle seine Rolle als Vermittler noch weiter ausbauen. Man wolle künftig nicht mehr einfach nur als "kritische Stimme" in internationalen Gremien auftreten, sondern noch aktiver zur Überwindung von Auseinandersetzungen beitragen. (mit Material von KNA und dpa)