Katholikenkomitee antwortet auf Kritik von Bischof Oster

"Zuwendung zur Lehre"

Veröffentlicht am 13.05.2015 um 10:15 Uhr – Lesedauer: 
Stefan Vesper, ZdK-Generalsekretär auf einer Bank im Grünen
Bild: © KNA
Familie

Bonn ‐ Mit scharfer Kritik am Zentralkomitee der deutschen Katholiken hat Passaus Bischof Stefan Oster eine rege Debatte über das katholische Familienbild und die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften losgetreten. Jetzt antwortet das ZdK.

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"Wer Brücken zwischen Lehre und Lebenswelt bauen will, wendet sich gerade nicht von dieser Lehre ab, sondern er oder sie wendet sich ihr zu", entgegnete ZdK-Generalsekretär Stefan Vesper am Dienstag in Bonn. Die Erklärung des höchsten repräsentativen Gremiums des deutschen Laien-Katholizismus vom Wochenende beginne mit dem "eindeutigen Bekenntnis" zur "sakramentalen Ehe als Modell für eine lebenslange Bindung", so Vesper.

Das ZdK stehe klar zu diesem Lebensmodell und ermutige Paare zum Eheversprechen und zur Gründung einer Familie: "Dieses fundamentale Bekenntnis stellt die ZdK-Vollversammlung bewusst an die erste Stelle."

"Diskrepanz soll überbrückt werden"

Allerdings erkenne das Gremium auch an, dass viele der Werte, "die die sakramentale Ehe als Bild für den Bund zwischen Gott und Menschen auszeichnen" heute auch "in anderen Partnerschafts- und Familienformen gelebt werden", betonte der ZdK-Generalsekretär weiter. Die Vollversammlung habe deshalb einige Punkte aufgelistet, "in denen sie den Bedarf sieht, eine Diskrepanz zwischen den Aussagen des päpstlichen Lehramtes und der auch von katholischen Gläubigen gelebten und erlebten Wirklichkeit in einer Gesellschaft mit vielfältigen sozial anerkannten Lebensformen zu überbrücken".

Oster kritisiert ZdK-Beschluss zu Homo-Paaren

Über seine Facebook-Seite meldet sich der Passauer Bischof Stefan Oster mit Kritik am Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) zu Wort. Als "nicht nachvollziehbar" bezeichnet er den neuesten Beschluss des Laiengremiums zur Segnung von Wiederverheirateten und Homosexuellen.

Zu diesen Brücken gehöre aus Sicht des ZdK auch eine "Weiterentwicklung von liturgischen Formen, insbesondere Segnungen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, neuer Partnerschaften Geschiedener und für wichtige Weichenstellungen im Familienleben". Diese Äußerungen seien aber im Kontext der gesamten Erklärung zu sehen und kein Angriff auf die kirchliche Lehre, erklärte Vesper.

Für Debatte vor der Familiensynode

Zugleich sprach er sich für eine umfassende Debatte aus im Vorfeld der Weltbischofssynode im Herbst im Vatikan zu Fragen rund um Ehe und Familie. Dazu solle man aber den vollen Wortlaut der ZdK-Erklärung lesen und nicht nur einzelne Sätze.

Bischof Oster hatte in seinem vor allem in den sozialen Netzwerken vieldiskutierten Beitrag auch Verständnis dafür geäußert, wenn sich viele Katholiken "nach Texten wie diesem" heute nicht mehr vom ZdK vertreten fühlten. Dies sei "nicht primär diesen Katholiken selbst anzulasten". Vielmehr forcierten solche Entschließungen die Tendenz zur oft beklagten Lagerbildung in der Kirche. (KNA)

Vesper im Wortlaut: Eine wichtige Debatte!

Lesen Sie hier die gesamte Stellungnahme des ZdK-Generalsekretärs Stefan Vesper zum Facebook-Eintrag von Bischof Stefan Oster:

"Die ZdK-Vollversammlung benennt in der am 9. Mai 2015 in Würzburg beschlossenen Erklärung zentrale Punkte, die aus ihrer Sicht von besonderer Bedeutung für die im Oktober 2015 anstehende XIV. Ordentliche Generalversammlung der Bischöfe und für die Weiterentwicklung der Ehe- und Familienpastoral in den deutschen Diözesen sind. Die Erklärung beginnt mit dem eindeutigen Bekenntnis: 'In der sakramentalen Ehe als Modell für eine lebenslange Bindung sehen wir eine Verheißung für ein gelingendes Leben mit Gottes Hilfe. Wir bekennen uns zu diesem Lebensmodell und ermutigen Paare zum Eheversprechen und zur Gründung einer Familie.' Dieses fundamentale Bekenntnis stellt die ZdK-Vollversammlung bewusst an die erste Stelle. Die Wertschätzung von Ehe und Familie durchzieht alle Aussagen des ZdK seit jeher, sie ist auch der rote Faden der Stellungnahme des ZdK zu den Lineamenta der Bischofssynode vom 10. März 2015. Sie ist die Grundlage für alle weiteren Aussagen in der Erklärung vom 9. Mai in Würzburg.

Freilich erkennt die Vollversammlung in dieser Erklärung auch an, dass die Werte, die die sakramentale Ehe als Bild für den Bund zwischen Gott und Menschen auszeichnen, wie das unverbrüchliche Ja zu der anderen Person, die stete Bereitschaft zur Versöhnung sowie die Aussicht auf eine fruchtbare Beziehung im Austausch der Gaben der Personen, auch in anderen Partnerschafts- und Familienformen gelebt werden. Die ZdK-Vollversammlung konkretisiert dies in einer Auflistung von Punkten, in denen sie den Bedarf sieht, eine Diskrepanz zwischen den Aussagen des päpstlichen Lehramtes und der auch von katholischen Gläubigen gelebten und erlebten Wirklichkeit in einer Gesellschaft mit vielfältigen sozial anerkannten Lebensformen zu überbrücken. Zu diesen Brücken gehört nach Auffassung der ZdK-Vollversammlung auch eine 'Weiterentwicklung von liturgischen Formen, insbesondere Segnungen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, neuer Partnerschaften Geschiedener und für wichtige Weichenstellungen im Familienleben'.

Diese Äußerungen sind im Kontext der gesamten Erklärung zu sehen. Ich möchte eines unterstreichen: Wer Brücken zwischen Lehre und Lebenswelt bauen will, wendet sich gerade nicht von dieser Lehre ab, sondern er oder sie wendet sich ihr zu. Das ist unser Anliegen. Der Glaubenssinn des ganzen Gottesvolkes, an den Papst Franziskus mit seinen vorbereitenden Umfragen zur Bischofssynode so eindringlich appelliert hat, muss in den Beratungen der Synode und in der Weiterentwicklung der Ehe- und Familienpastoral in den deutschen Diözesen wahrgenommen werden.

Die Debatte um all diese Fragen ist sehr wichtig und sollte in den Verbänden und Räten und allen Gruppierungen breit geführt werden. Ich lade dazu ein, den vollen Wortlaut der ZdK-Erklärung zu lesen."