Pastoral der verschiedenen Wege
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Wer jetzt noch meint, die Absichten und Pläne des Papstes seien nicht erkennbar, der muss es schon mit den drei Affen halten: nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. "Der synodale Weg ist der Weg, den Gott von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet." Deutlicher, mit höherem Anspruch auf Autorität lässt sich das nicht formulieren.
Mit kaum überbietbarem Selbstbewusstsein spricht der Papst von sich selbst als "Kulminationspunkt" des synodalen Weges und weist so seine Gegner in die Schranken: Wenn er eine neue Zuwendung zur Lebensrealität mit Vorrang des konkreten Einzelschicksals vor dem abstrakten Prinzip verlangt, dann ist das die authentische Auslegung des Willens Gottes für seine Kirche heute – und kein unverbindliches pastorales Gebrabbel.
Zwar hat der Papst eine Woche vor dem Abschluss der Beratungen über Ehe, Familie und Sexualmoral offen gelassen, wie die Beschlüsse der Synode bzw. die Schlüsse ausfallen sollen, die er daraus zieht. Aber zusammen mit dem Hinweis auf den "Glaubenssinn" des Volkes Gottes als Erkenntnisquelle sollte das Bekenntnis zum "Weg der Synodalität" jetzt Bewegung in die festgefahrenen Konflikte und die schier ineinander verbissenen Lager bringen, sollten eine Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten oder eine Öffnung für die gelebte Vielfalt von Paarbeziehungen nicht mehr bar jeder Aussicht auf Realisierung sein.
Gerade die feindseligsten und zugleich borniertesten Tiraden zum Erhalt des Status Quo könnten sich als Katalysatoren der Reform erweisen: Hätte sich nämlich die "Einheit" im Glauben und in der Lehre an der "Übereinstimmung" mit denen zu bewähren, die den westlichen Denk- und Lebensstil für genauso bedrohlich halten wie den IS-Terror (so Kurienkardinal Robert Sarah), dann wäre die katholische Kirche am Ende.
Eine Pastoral der verschiedenen Wege, Geschwindigkeiten und Temperaturen ist nicht der Untergang der Kirche, sondern die Rettung ihrer Katholizität vor der Diktatur der Uniformität.