Sorge um die Einheit der Katholiken
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Ut unum sint, "dass alle eins seien", dieser Auftrag Jesu ist nicht nur eine Aufgabe für die Ökumene, sondern auch innerhalb der katholischen Kirche. Die Heftigkeit der Auseinandersetzungen um die Interpretation der Apostolischen Exhortation zu Ehe und Familie Amoris laetitia von Papst Franziskus provoziert geradezu die Frage: Wie steht es um die Einheit der katholischen Kirche und damit ihre Glaubwürdigkeit?
Bischofskonferenzen und Bischöfe beginnen, wie von Papst Franziskus erwünscht, Leitlinien auf der Basis von Amoris laetitia für Ihre Diözesen herauszugeben. Bisweilen hagelt es aber öffentlich Kritik wie etwa seitens des Präfekten der neuen Kongregation für Laien, Familie und Leben Kardinal Kevin J. Farrell an den Leitlinien, die der Gastgeber des Weltfamilientreffens 2015 und Erzbischof von Philadelphia Charles J. Chaput für sein Erzbistum herausgegeben hat. Letzterer ruft darin zu einer nicht verurteilenden, barmherzigen, von einer Willkommenskultur geprägten Pastoral auf, die zivil wiederverheiratete Geschiedene zur aktiven Teilnahme am Gemeindeleben einlädt, allerdings ohne eine über die Enzyklika Familiaris consortio hinausgehende Zulassung wiederverheirateter Geschiedene zum Empfang der Eucharistie.
Man kann es drehen und wenden, wie man will. Auch wenn Amoris laetitia reich an Leitlinien für eine gelingende Familienpastoral ist und viel mehr behandelt als die Frage nach der Zulassung zivil wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten, so scheiden sich doch vor allem an dieser Frage immer wieder die Geister. Wenn es hier nur um marginale Unterschiede ginge oder um Fragen regional bedingter jeweiliger Inkulturation, könnte dies einerlei sein und unter die "Einheit in Verschiedenheit" fallen. Die vier Kardinäle hätten dann ihre Sorge sicher nicht in dieser Weise öffentlich gemacht. Es geht hier durchaus um Grundsatzfragen, die über die Familienpastoral hinausgehen und Nebenwirkungen zeitigen, die das Verständnis von Eucharistie, Sünde und Erlösungshandeln Christi in der Kirche insgesamt betreffen. Die Unsicherheit unter den Gläubigen ist nicht zu leugnen, offensichtlich auch nicht unter Priestern, Bischöfen und Kardinälen. Alles nur ein Missverständnis, weil einige Amoris laetitia nicht richtig verstehen oder verstehen wollen?
Im Übrigen geht es nicht um abstrakte Lehre gegen konkrete Pastoral, Rigorismus gegen Barmherzigkeit, Fundamentalismus gegen Einfühlungsvermögen. Das ist zu platt und wird der echten Sorge vieler Seelsorger um die ihnen Anvertrauten und um die Einheit der Kirche nicht gerecht. "Don’t judge!", "(Ver)urteile nicht!" sollte als Konsens auf allen Seiten gelten.