Keine Umfrage für alle Gläubigen
Das heißt laut Baldisseri keineswegs, dass die einfachen Gläubigen außen vor bleiben sollen. Die Oberhirten sollten die Fragen in die Pfarreien und katholischen Bewegungen hineintragen und das Echo "kanalisieren". Zugleich stellte er klar: "Wir wollen keine persönlichen Bewertungen der Bischöfe, sondern wollen wissen, was die Menschen denken und wie sie leben."
Baldisseri äußerte sich anlässlich der Vorstellung des Vorbereitungspapiers zu der Synode, die Papst Franziskus vom 5. bis 19. Oktober 2014 zum Thema "Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung" einberufen hat. Im Jahr 2015 soll eine größere ordentliche Bischofssynode das Thema vertiefen und konkrete Leitlinien für die Pastoral entwickeln. Im Rahmen der Bischofsversammlungen soll auch über den kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen gesprochen werden
Heikle Themen auf der Agenda
In den vergangenen Tagen hatte es Spekulationen über eine mögliche Ausrichtung des Fragenbogens auf alle Gläubigen gegeben. Mittlerweile ist das Dokument offiziell vom Vatikan veröffentlicht worden. In den 39 Fragen des Papiers, das der Vatikan an die Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen verschickt hat, geht es unter anderem um den Umgang mit gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften in den jeweiligen Ländern und um eine Einschätzung zu Fragen der Sexualmoral.
Das Generalsekretariat der Bischofssynode erwartet die Antworten bis Ende Januar 2014. Sie würden ein zentrales Arbeitsinstrument der Sonderbischofssynode, so Baldisseri. In dem Vorbereitungspapier bekräftigt der Vatikan zudem das katholische Bild von Familie, die nach Gottes Wille auf der lebenslangen, treuen Partnerschaft von Mann und Frau aufgebaut und offen für Kinder ist.
Eine besondere Herausforderung ist laut dem Papier die hohe Zahl unverheirateter Paare. Ebenso sollen Fragen rund um gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften, Alleinerziehende, interreligiöse Ehen, Leihmütter, arrangierte Ehen, Migration, einen kirchenfeindlichen Feminismus und die Rolle der Medien für das gesellschaftliche Familienbild in den Blick genommen werden.
Deutschland wartet ab
Der Hauptreferent der Bischofssynode, der Budapester Kardinal Peter Erdö, sagte, die anstehenden Synoden wollten keinesfalls zentrale Aussagen der katholischen Lehre infrage stellen. Es gehe vielmehr um einen "lebendigen Dialog" zwischen Kirchenführung und Gläubigen. Die kirchliche Doktrin gründe auf dem Evangelium Jesu, das aber Raum für Interpretationen lasse.
Schon vor der Vorstellung des Papiers am Dienstag im Vatikan hatten nationale Bischofskonferenzen verschieden auf das Dokument reagiert. Die Bischöfe von England und Wales bieten es seit dem Wochenende auf ihrer Webseite zum Download an. Zudem haben sie eine Online-Umfrage zu Ehe und Familie für jedermann freigeschaltet.
Die Deutsche Bischofskonferenz reagierte zurückhaltender: "Bei dem Fragenkatalog handelt es sich um ein umfassendes Papier, das zahlreiche Themen aufgreift", erklärte eine Sprecherin am Montag in Bonn. Ein Katalog wie dieser gehe den nationalen Bischofskonferenzen vor jeder in Rom tagenden Bischofssynode zu. Das weitere Vorgehen werde beim Treffen der Diözesanbischöfe Ende November beraten. (meu/luk/KNA)