Keine Änderungen in Sicht?
Nach Einschätzung des Mailänder Kardinals Angelo Scola wird Franziskus keine Änderungen im kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen vornehmen. In einem Interview antwortete er dem "Corriere della Sera", ob der Papst in dieser Frage eine Entscheidung treffen werde, die er nicht teile: "Ich glaube eigentlich nicht, dass er eine solche treffen wird".

Kardinal Angelo Scola.
Scola gilt als einer der profiliertesten Verteidiger der gegenwärtigen offiziellen kirchlichen Praxis, nach der wiederverheiratete Geschiedene vom Kommunionempfang ausgeschlossen sind. Zugleich würdigte Scola in dem Interview die lebhafte Debatte über den Umgang mit wiederverheiraten Geschiedenen und Homosexuellen während der Familiensynode im Oktober. Eine solche habe es bislang nicht gegeben. Im Herbst 2015 folgt eine weitere Bischofssynode zu dem Thema.
Keine Kluft zwischen Lehre und Seelsorge
Kardinal Gerhard Ludwig Müller bekräftigte gegenüber der vatikanischen Tageszeitung "Osservatore Romano", dass es in der katholische Kirche keine Kluft zwischen Lehre und Seelsorge geben dürfe. "Jede Trennung von Theorie und Praxis des Glaubens wäre Ausdruck einer subtilen christologischen Häresie vom Grundsatz her", sagte Müller. Dadurch würde die Dynamik der Menschwerdung Gottes, die jeder "gesunden Theologie" eigen sei, "verdunkelt", so der Kurienkardinal.
Anlass war die Eröffnung der Vollversammlung der Internationalen Theologenkommission des Vatikan am Montag. Müller ist Präsident dieses Beratergremiums der Glaubenskongregation. Im Umfeld der Familiensynode hatte Müller mehrfach gesagt, dass es keine Änderung in der kirchlichen Praxis gegenüber wiederverheirateten Geschiedenen geben könne, weil dadurch die Unauflöslichkeit der Ehe infrage gestellt werde.
Ehepaar könnte im Vatikan für Familie zuständig sein
Mögliche Veränderungen im päpstlichen Familienrat sieht hingegen Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga. "Es könnte sich zum Beispiel auch ein verheiratetes Paar um die Familie kümmern", sagte er dem Internetportal "Vatican Insider". Es sei nicht notwendig, dass an der Spitze jedes Ministeriums ein Kardinal oder Bischof stehe, sagte der Koordinator des Kardinalsrates zur Kurienreform.
Ebenso denkbar sei, dass eine Ordensfrau für Flüchtlinge zuständig sei, die auf diesem Gebiet besondere Kompetenzen besitze. Papst Franziskus hatte den Kardinalsrat, dem auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, angehört, im April 2013 ins Leben gerufen.
Zugleich bestätigte der Kardinal aus Honduras, dass die bisherigen päpstlichen Räte für Migranten, Laien, Gerechtigkeit und Frieden, Familie, Soziales und die Pastoral im Krankendienst zu zwei großen Kongregationen zusammengelegt werden sollen. Die neuen Verwaltungseinheiten seien jedoch nicht einfach nur die Summe aus dem Bisherigen, sondern hätten auch einen anderen rechtlichen Status. Im Unterschied zu den meisten päpstlichen Räten haben Kongregation die Befugnis, rechtliche Vorgaben zu erlassen und zu überprüfen. (luk/KNA)