Der Katholikentag 2016 soll in Leipzig stattfinden - aber wie katholisch ist die Stadt überhaupt?

Auf Wachstumskurs

Veröffentlicht am 16.10.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Katholikentag

Leipzig ‐ Der erste Blick auf die Zahlen zeigt: Leipzig ist tiefste Diaspora. Mit dem griechischen Wort für "Vereinzelung" werden gemeinhin die Gegenden bezeichnet, in denen nur eine Minderheit katholisch ist. Und trotzdem soll in der Stadt an der Pleiße im Jahr 2016 der 100. Katholikentag stattfinden. Das kündigte der Bischof von Dresden-Meißen, Heiner Koch, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz an.

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Katholiken gibt es nur rund drei Prozent in der größten Stadt Sachsens. Alle christlichen Konfessionen und Religionsgemeinschaften zusammen bilden nur rund 20 Prozent der Gesellschaft. Und was ist mit dem großen Rest der Gesellschaft? Die glauben nicht an Gott. Zumindest nicht an Gott, wie er in der Bibel beschrieben wird. Aber auch unter diesen 80 Prozent der Menschen gibt es viele, die Gott suchen.

Genau das ist der Punkt, an dem die "Kontaktstelle Orientierung" ansetzt. Der Jesuiten-Pater Bernd Knüfer ist einer der Mitarbeiter. Über seine Arbeit in der Kontaktstelle sagt er: "Bevor man über den Glauben miteinander redet, muss man das Leben miteinander teilen".

Dazu bestehen hier alle Chancen, denn die Kontaktstelle liegt mitten in der Leipziger Innenstadt. Und zugleich ist die Kontaktstelle ein Ort zum Aussteigen: Meditation, Raum der Stille, Lebenswendefeiern für religionslose Jugendliche und moderierte Gottesdienste, für Menschen, die verstehen wollen, was da passiert.

Steigende Katholikendichte

Wenige Kilometer von der Leipziger Innenstadt entfernt, in Leipzig-Wahren, steigt die Katholikendichte. Hier hat der St. Benno-Verlag seinen Sitz. Während der DDR-Zeit war er der einzige Verlag, der religiöse Literatur unter die Katholiken bringen durfte. Papierzuteilungen, Zensur und Stasi-Überwachung waren die Widrigkeiten, mit denen die Verlagsmitarbeiter während der SED-Diktatur kämpfen mussten.

Bischof Heiner Koch segnet den Grundstein der Propsteikirche in Leipzig.
Bild: ©Markus Kremser

Bischof Heiner Koch segnet den Grundstein der Propsteikirche in Leipzig.

Nach der Wende musste sich der Verlag neu orientieren und erst einmal ums Überleben kämpfen. Heute gehört er mit seiner Marke "Vivat!" zu den größten Versandhändlern für konfessionelle Literatur und Geschenke. 200 Neuerscheinungen und Nachauflagen veröffentlicht der Verlag jährlich. Für vier ostdeutsche Diözesen erscheint hier zugleich die Kirchenzeitung "Tag des Herrn".

Bauprojekt mit Seltensheitwert

Zurück in der Leipziger Innenstadt. Ein Bauprojekt mit Seltenheitswert geht hier zügig voran: Die katholische Propstei-Gemeinde St. Trinitatis baut mitten in der Innenstadt eine neue Kirche. Die Ursache für den Neubau ist erfreulich: Die Stadt Leipzig wächst jährlich um 12.000 Menschen. Und mit der Stadt wächst auch die katholische Gemeinde St. Trinitatis. 4.437 Menschen gehören derzeit dazu, 150 kommen Jahr für Jahr hinzu.

Die ursprüngliche Kirche der Gemeinde wurde im Bombenhagel vernichtet. Ein Ersatzbau aus den 1980er Jahren versinkt seit Jahrzehnten im ungeeigneten Baugrund. Der jetzige Neubau wurde unausweichlich und ist zugleich ein Symbol für die gesamte katholische Kirche Ostdeutschlands. Es ist ein Aufbruch. Wenn der Katholikentag 2016 nach Leipzig kommt, wird die neue Propstei fertig sein.

Von Markus Kremser