EKD-Ratsvorsitzender über jüngste Studie zur Kirchenmitgliedschaft

Bedford-Strohm: Wir sind nicht kurz vor dem Aussterben

Veröffentlicht am 22.06.2019 um 10:55 Uhr – Lesedauer: 

Dortmund ‐ Laut jüngster Studie von DBK und EKD wird sich die Zahl der Kirchenmitglieder in Deutschland bis 2060 halbieren. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm sieht darin" keine Katastrophenmeldung". Doch er fordert eine Reaktion der Kirchen.

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Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erwartet nach eigenen Worten auch in ferner Zukunft den Fortbestand "einer ausstrahlungsstarken Kirche". Mit Blick auf die jüngste Studie zur Kirchenmitgliedschaft im Jahr 2060 sagte er am Freitag beim 37. evangelischen Kirchentag in Dortmund: "Wir sind nicht kurz vor dem Aussterben." Auch in 40 Jahren würden demnach noch 22 Millionen Menschen in Deutschland einer christlichen Kirchen angehören: "Wir sind also sehr wohl noch da", sagte Bedford-Strohm auf dem Roten Sofa der Kirchenpresse.

Er sehe in den Resultaten der von katholischer und evangelischer Kirche in Auftrag gegebenen Studie "keine Katastrophenmeldung", betonte der Landesbischof aus Bayern. Die Studie sei richtig gewesen, den sie schaffe Klarheit über die zu erwartende Zahl der Kirchenmitglieder, die der Erhebung zufolge bis 2060 um Hälfte sinken wird. "Wichtig ist, wie man auf diese Ergebnisse reagiert", erklärte Bedford-Strohm. Natürlich seien diese Szenarien bedrohlich und zugleich alarmierend, räumte er ein. Doch sehe er der Zukunft optimistisch entgegen, wenn sich Menschen in Freiheit bewusst und aus Überzeugung zur Kirchenmitgliedschaft entscheiden und "aus der Kraft des Glaubens leben".

Neue Ansprechstelle für Opfer

Kirche sei kein Auslaufmodell, unterstrich der Bischof. Doch die Kirche müsse alles dafür tun, ihre Glaubensbotschaft wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. "Es geht um eine radikale Liebe zur Welt", sagte Bedford-Strohm. "Wir als Kirche müssen auch ausstrahlen, wovon wir sprechen." Mit dem tiefen Vertrauen zu Gott habe man eine unschätzbar wertvolle Ressource. Wer diesen Glauben "in seine Seele sickern lässt, der lernt dankbar zu leben".

Der Ratsvorsitzende bekannte zudem, dass ihm jeder bekanntgewordene Fall von sexuellem Missbrauch in der evangelischen Kirche "durch Mark und Bein geht". Diese Taten von Amtsträgern täten ihm sehr weh. Und zwar nicht, weil das Image der Kirche beschädigt werde und die Mitglieder davonliefen, sondern weil es um die Institution Kirche gehe, sagte Bedford-Strohm. Die Kirche "steht für die Liebe Gottes, da kann der Widerspruch zu sexualisierter Gewalt nicht größer sei n".

Der Landesbischof kündigte an, man werde alles tun, um die Prävention zu verbessern. "Wir müssen handeln, und wir werden handeln", stellte er klar. Er verwies auf eine weitere Neuerung, die auf den Wunsch vieler Betroffener zurückgehe. Ab dem 1. Juli werde es eine neue, bundesweite Ansprechstelle für Opfer geben, besetzt mit "geschultem Personal, das nicht selbst Teil des kirchlichen Systems ist". Die EKD hatte die "Zentralen Anlaufstelle.help" vor rund zwei Wochen angekündigt. Dafür habe man einen Vertrag mit der Fachberatungsstelle "Pfiffigunde Heilbronn" geschlossen. Das Angebot ergänze die Ansprechstellen in einigen Landeskirchen. (bod/epd)