Sächsische Zisterzienserin verlässt ihren Orden

Ehemalige Äbtissin erklärt ihren Ordensaustritt

Veröffentlicht am 28.04.2017 um 15:55 Uhr – Lesedauer: 
Eine Frau verlässt die Kreuzkirche in Bonn.
Bild: © KNA
Orden

Panschwitz-Kuckau ‐ Das kam unerwartet: Am Montag trat Äbtissin Philippa Kraft überraschend vom Amt zurück - und zugleich aus dem Orden aus. Nun erklärt die ehemalige Zisterzienserin aus Sachsen ihre Entscheidung.

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Fünf Tage nach ihrem Austritt aus dem Zisterzienserorden hat die bisherige Äbtissin des Klosters Sankt Marienstern in Sachsen, Philippa Kraft (41), ihre Gründe erklärt. Sie fühle sich "nicht mehr so wie noch vor Jahren in das Ordensleben berufen", sagte sie der Zeitschrift der katholischen Sorben "Katolski Posol" (Freitag). "Ich gebe zu, dass ich sogar Glaubenszweifel hatte, diese habe ich aber überwunden." Sie bleibe der katholischen Kirche aber "auf jeden Fall" treu. Auch seien die Klostergemeinschaft oder ein Partner kein Anlass für ihren Austritt.

Kraft hatte am Montag im Beisein des Zisterzienser-Generalabtes Mauro-Giuseppe Lepori ihren Rücktritt als Äbtissin und Austritt aus dem Orden bekanntgegeben. Dies hatte über das 1248 gegründete Kloster hinaus für großes Aufsehen gesorgt. Kraft stand gut fünf Jahre an der Spitze des Konvents, dem derzeit zwölf Nonnen angehören. Nach einer Lehre als Buchbinderin war sie dort vor 23 Jahren eingetreten. Als vorläufige Administratorin setzte der Generalabt die Priorin Gabriela Hesse (56) ein, bis der Konvent eine Nachfolgerin wählt.

Kraft: "Meine Zweifel wurden immer größer"

Kraft sagte der Zeitschrift: "Ungefähr ein Jahr habe ich innerlich gekämpft, ja, man kann sogar sagen, dass ich mich gequält habe. Ich wollte diese Gedanken überhaupt nicht zulassen, weil ich wusste, was daran hängt. Aber meine Zweifel wurden immer größer." Das Fundament ihres spirituellen Lebens sei nicht mehr tragfähig gewesen. "Daher fühlte ich mich in meinem Amt überfordert."

Sie habe von Januar bis April eine Auszeit genommen und in einem anderen Kloster gelebt. "Meine Entscheidung, aus dem Kloster auszutreten, ist immer mehr gereift. Inzwischen fühle ich mich innerlich befreit", betonte die scheidende Äbtissin. Nun gehe sie "im völligen Frieden aus dem Kloster" - und würde gerne mit ihm "freundschaftlich verbunden bleiben".

Dresdens Bischof ist überrascht

Die bisherige Äbtissin will nun nach eigenen Bekunden in der Nähe von Dresden wohnen und in ihrem erlernten Beruf als Buchbinderin arbeiten. In einer Erklärung äußerte sich der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, überrascht und dankte Kraft für ihr Engagement. "Ich respektiere diesen sehr persönlichen Entschluss, den sie sich offenkundig nicht leicht gemacht hat." Zugleich betonte er, dass die Abtei unter Leitung der Priorin "in guten Händen ist". (KNA)

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Rubrik: Orden

Das Leben von Mönchen und Nonnen ist so vielfältig wie die Anzahl der vorhandenen Ordensgemeinschaften. Zudem sind Klöster kulturelle und spirituelle Anziehungspunkte.