Zahl der Kirchenaustritte wieder leicht gestiegen
Erstmals seit zwei Jahren ist die Zahl der Austritte aus der katholischen Kirche in Deutschland wieder gestiegen. Im Jahr 2017 haben 167.504 Gläubige vor den staatlichen Behörden ihren Austritt erklärt. Damit liegt die Zahl der Katholiken in Deutschland bei 23.311.321, wie die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) am Freitag in Bonn mitteilte. "Wir sind dankbar, dass rund 28 Prozent der Bevölkerung in unserem Land zur katholischen Kirche gehört", erklärte DBK-Sekretär Hans Langendörfer zur Vorstellung der Jahresstatistik.
Zur gegenüber dem Vorjahr um etwa drei Prozent gestiegenen Zahl der Austritte (2016: 162.093) sagte Langendörfer: "Die Anzahl der Kirchenaustritte schmerzt." Es sei daher gut, dass die Bistümer teilweise in Erhebungen die Gründe für diesen Schritt erforschen. Bereits im Jahr 2015 hatte das Bistum Münster in einer Umfrage unter den Gläubigen die Gründe für einen möglichen Kirchenaustritt erfragt. Im vergangenen Jahr hatte zudem das Bistum Essen in Kooperation mit wissenschaftlichen Instituten eine groß angelegte Studie zum Kirchenaustritt durchgeführt. "Wir wollen verstehen, warum Menschen in der Kirche keinen Ort für ihre Lebensorientierung und ihren Glauben finden", so Langendörfer am Freitag.
Mehr Erstkommunionfeiern im Jahr 2017
Demgegenüber blieben die Zahlen zum kirchlichen Leben in Deutschland zuletzt relativ stabil. Bei den Trauungen (42.523) und Taufen (169.751) wurde jeweils nur ein leichter statistischer Rückgang vermerkt. Sogar leicht gestiegen ist der Empfang der Erstkommunion: Im Jahr 2017 nahmen deutschlandweit 178.045 Gläubige erstmals an der Eucharistie teil, knapp ein Prozent mehr als im Vorjahr. Ein erheblicher Rückgang um fast acht Prozent musste demgegenüber beim dritten sogenannten Initiationssakrament, der Firmung, festgestellt werden: Zuletzt empfingen noch 138.069 Jugendliche das Sakrament.
Mit 243.824 Bestattungen (2016: 243.323) überstieg die natürliche Mortalität die Zahl der Kirchenaustritte erneut deutlich. Im Jahr 2017 kehrten zudem 6.685 Gläubige in die katholische Kirche zurück und damit gut 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die ebenfalls leicht gestiegenen Eintritte (2.647) waren mit 2.647 erneut größtenteils Konversionen von Protestanten.
Kritisch blickte Langendörfer auf die Erfassung der Teilnahme am Sonntagsgottesdienst. Laut der Statistik hatten im vergangenen Jahr durchschnittlich 9,8 Prozent der Katholiken an der sonntäglichen Messe teilgenommen (2016: 10,2 Prozent). Die Quote wird durch einfache Zählungen an zwei festgelegten Sonntagen im Jahr ermittelt. Zu diesem Verfahren erklärte Langendörfer: "Es ermittelt nicht die Gläubigen, die zwar nicht jeden Sonntag, wohl aber häufiger oder ab und zu kommen und so ebenfalls praktizierende Gläubige sind."
Trotz der rückläufigen Zahlen beim Sakramentenempfang sehe der Pater daher "doch ein großes Potential der Gemeinschaft". So habe etwa der zurückliegende 101. Deutsche Katholikentag in Münster "die Kraft des Christentums gezeigt". Als positives Zeichen wertete der Jesuit zudem die Anmeldungen von 50.000 deutschen Jugendlichen zur Internationalen Ministrantenwallfahrt nach Rom in diesem Jahr.
Steigende Zahlen bei den pastoralen Mitarbeitern
Ebenfalls "erfreulich" seien die stabilen Zahlen der Diakone, Pastoral- und Gemeindereferenten im seelsorglichen Dienst, erklärte Langendörfer. Bei allen drei Berufsgruppen ließ sich zuletzt sogar ein Zuwachs feststellen. So dienten in Deutschland zuletzt 3.308 Ständige Diakon (2016: 3.296) sowie 3.238 Pastoralreferenten (2016: 3.200) und 4.557 Gemeindereferenten (2016: 4.537). Ebenfalls weiterhin rückläufig ist die Zahl der Priester. Deutschlandweit wurden 2017 noch 13.560 in verschiedenen Bereichen registriert (2016: 13.856).
Langendörfer erwähnte am Freitag ebenfalls die "geringer werdende Zahl von jungen Priestern". In ihrer Jahresstatistik macht die Bischofskonferenz allerdings keine Angaben über Weihen. Laut einer Erhebung der Katholischen Nachrichten-Agentur KNA waren für das Jahr 2018 nur noch 61 Priesterweihen erwartet worden, der zweitniedrigste jemals erfasste Wert nach nur 58 Weihen im Jahr 2015. Dieser akute Rückgang sei einerseits auf eine gesunkene Erwartung, "im Wirken als Seelsorger Freude und Erfüllung zu finden", zurückzuführen, erklärte Langendörfer. Zudem hätten die Strukturveränderungen in den deutschen Diözesen "einschneidende Änderungen" für den Priesterberuf mit sich gebracht. Laut DBK umfassten die 27 deutschen Diözesen im vergangenen Jahr noch 10.191 Pfarreien, fast ein Viertel weniger als noch im Jahr 2010.
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