Eichstätter Bischof fordert "Unterscheidung der Geister"

Hanke: Kirche nicht mit Blick auf äußere Attraktivität reformieren

Veröffentlicht am 08.07.2019 um 10:44 Uhr – Lesedauer: 

Eichstätt ‐ Jesus wollte die Menschen mit Gott in Beziehung bringen – von öffentlicher Zustimmung sei er nicht geleitet gewesen, betont der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke. Daran sollten sich auch alle "Forderungskataloge" für kirchliche Reformen orientieren.

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Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat sich zur Diskussion um Reformen in der katholischen Kirche geäußert. "Forderungskataloge", die auf eine Steigerung der äußeren Attraktivität der Kirche zielten, sollten sich "dem Prozess der Unterscheidung der Geister stellen, einer Haltung, die an Person und Botschaft des Herrn Maß nehmen", sagte Hanke am Sonntag zur Eröffnung der diözesanen Willibaldswoche im Eichstätter Dom. Mit seinem öffentlichen Wirken habe Jesus viele Menschen erreichen wollen, jedoch nicht geleitet unter dem Vorzeichen von Attraktivität und öffentlicher Zustimmung.

"Jesus war davon geleitet, seiner Sendung treu zu bleiben, die Menschen mit Gott in Beziehung zu bringen", so Hanke. "Ein Aufbruch der Kirche muss die Vertiefung unserer Jüngerschaft bedeuten. Ohne gelebte Jüngerschaft fehlt es der Kirche an der Zeugniskraft." Der Bischof fügte hinzu: "Wer für Christus brennt, kann andere entflammen." Das Ausdünnen der Pfarrgemeinden rühre nicht allein von Kirchenaustritten und Demografie her, sondern auch vom Fernbleiben der Getauften und Gefirmten.

Ruf nach Veränderung: Stiller Wunsch nach Machtsicherung?

Hanke ergänzte, den Ruf nach einer dem Menschen nahen Seelsorge halte er für richtig. "Aber die Vielfalt religiöser Angebote auf dem Markt der Möglichkeiten bringt nicht zwangsläufig Christinnen und Christen hervor." Zu Forderungen, die Kirche dürfe nicht so sakral aufgestellt bleiben und die Macht in der Kirche müsse anders verteilt werden, fragte der Bischof: "Könnte nicht auch das Verlangen nach Veränderung und Wandel der kirchlichen Strukturen vom stillen Wunsch unterfangen sein, das gesellschaftliche Ansehen der Kirche und damit ihre Macht und die Möglichkeiten ihrer öffentlichen Einflussnahme zu sichern?"

Nach Hankes Gottesdienst referierte die Vorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) Bayern, Emilia Müller. Sie betonte, das Engagement von Frauen in Gesellschaft und Kirche sei unverzichtbar. Die Aktion "Maria 2.0" unterstreiche "den drängenden Wunsch der Frauen, die Kirche zukunftsfähig zu machen – und zwar im Miteinander von Frauen und Männern, Getauften und Gefirmten, Priestern und Laien".

Die Willibaldswoche findet seit 2009 jährlich rund um den Todestag des heiligen Willibald statt. Der aus Südengland stammende Missionar und erste Bischof von Eichstätt soll am 7. Juli 787 gestorben sein. (KNA)