Indien: Mutter-Teresa-Schwester bleibt im Gefängnis
Das Oberste Gericht Indiens in Neu-Delhi hat die Freilassung einer Schwester der Missionarinnen der Nächstenliebe abgelehnt, die bereits seit sieben Monaten in Untersuchungshaft sitzt. Schwester Concilia wurde am 5. Juli festgenommen und hatte bereits zweimal um Freilassung auf Kaution gebeten, berichteten verschiedene Medien am Freitag. Da ihre Gesuche abgelehnt worden waren, wandte sie sich an das höchste Gericht des Landes. Es wies die Bitte der Mutter-Teresa-Schwester jedoch zurück, da die Polizei noch kein offizielles Verfahren eingeleitet habe. Dennoch ließ das Gericht die Möglichkeit eines weiteren Freilassungsgesuchs zu einem späteren Zeitpunkt offen und forderte die Polizei auf, bald Anklage zu erheben.
Der 61-jährigen Schwester wird vorgeworfen, in einem Heim ihres Ordens für unverheiratete Mütter Kinderhandel betrieben zu haben. Sie wurde in ihrer Funktion als Leiterin der Einrichtung "Nirmal Hriday" (Zartes Herz) im östlichen Bundesstaat Jharkhand gemeinsam mit einem Mitarbeiter verhaftet. Der Angestellte soll Geld von einem kinderlosen Paar angenommen haben, um ihnen ein Kind zu vermitteln. Die Eheleute erhielten jedoch kein Kind.
"Wir sind sehr traurig, dass eine unschuldige und körperlich angeschlagene Nonne hinter Gittern ist", sagte Bischof Theodore Mascarenhas. Schwester Concilia, die unter Diabetes leide, müsse im Gefängnis bleiben, "während Mörder und andere Schwerverbrecher auf Kaution freikommen", beklagte der Generalsekretär der Indischen Bischofskonferenz.
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Zeitgleich mit der Verweigerung der Freilassung berichteten örtliche Medien, dass die Verwaltung des Bundesstaates Jharkhand den Missionarinnen der Nächstenliebe die Genehmigung zur Führung des Mütter-Hauses entzogen habe. Die Schwestern gaben an, davon lediglich aus den Medien erfahren und keine offizielle Mitteilung erhalten zu haben. Der zuständige Vorsitzende des Kinder-Wohlfahrt-Komitees, Kamalesh Prasad Sinha, bestätigte jedoch den Entzug der Genehmigung: "Wenn sie die Anordnung noch nicht bekommen haben, bin ich sicher, dass sie in Kürze kommen wird."
Vertreter der christlichen Gemeinschaften sehen in diesem Umgang des indischen Staates mit den Schwestern einen Akt der Diskriminierung. Man wolle die Christen in der Öffentlichkeit negativ darstellen, da sie keine Hindus seien. Seit Jahren klagen Angehörige religiöser Minderheiten in Indien über gesellschaftliche Nachteile und Menschenrechtsverletzungen. Experten sehen den Grund dafür im Hindu-Nationalismus der indischen Volkspartei "Bharatiya Janata Party". (rom)