Erstmals Nichteuropäer an der Spitze des Ordens

Jesuiten haben einen neuen Generaloberen

Veröffentlicht am 14.10.2016 um 13:20 Uhr – Lesedauer: 
Orden

Rom ‐ Die "Schlauen Jungs" haben gewählt: Am Freitag wählte die Generalkongregation Arturo Sosa als neuen Leiter für den Jesuitenorden. Seine Wahl stellt ein Novum für den Orden dar.

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Der größte Männerorden der katholischen Kirche wird künftig erstmals in seiner knapp 500-jährigen Geschichte von einem Nichteuropäer geleitet: Das Generalkapitel der Jesuiten wählte am Freitag in Rom den in Caracas geborenen Venezolaner Arturo Sosa Abascal (67) zum 31. Generaloberen des Ordens. Sosa folgt auf den Spanier Adolfo Nicolas (80), der von dem Amt auf Lebenszeit zurückgetreten war. Alle der bislang 30 Generaloberen der Jesuiten stammten aus Europa; die letzten Amtsinhaber verfügten aber über eine langjährige Erfahrung aus anderen Kontinenten.

Der am 12. November 1948 in Caracas geborene Sosa war zuletzt einer der Assistenten des bisherigen Generaloberen Adolfo Nicolas in der römischen Ordenszentrale. Zudem war er Beauftragter für die internationalen Niederlassungen des Ordens in Rom. Sosa, der 1966 in den Jesuitenorden eintrat, schrieb seine Doktorarbeit in Venezuela im Fach Politik. Sosa war Provinzial der venezolanischen Provinz und Universitätsrektor in Venezuela. Er soll über gute Kontakte zu Papst Franziskus verfügen.

Der Venezolaner Artuor Sosa ist der neue Generalobere des Jesuitenordens.
Bild: ©SJ-Bild

Der Venezolaner Artuor Sosa ist der neue Generalobere des Jesuitenordens.

Die "Gesellschaft Jesu" hat derzeit nach eigenen Angaben weltweit 16.400 Mitglieder. Sie unterhält etliche Universitäten und Schulen, außerdem einen eigenen Flüchtlingsdienst. Zusätzlich zu den drei klassischen Ordensgelübden Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam versprechen Jesuiten, dass sie sich vom Papst in die Pflicht nehmen lassen. Zum ersten Mal in der Geschichte ist mit Papst Franziskus seit 2013 ein Jesuit Oberhaupt der katholischen Kirche.

Für die Wahl des Generaloberen genügt die absolute Mehrheit, also mindestens 107 Stimmen. Die Stimmabgabe erfolgte schweigend und geheim. Die Verwendung von Laptops, Mobiltelefonen und anderen elektronischen Geräten ist verboten.

Mehrheit der Wähler kamen von der Südhalbkugel

59 Prozent der 209 Wähler kamen nach Ordensangaben von der Südhalbkugel der Welt; bei der letzten Generalkongregation 2008 waren es noch 45 Prozent. Der Anteil der europäischen Teilnehmer sank unterdessen von 31 auf 26 Prozent. Die größte Gruppe stellen die Inder (mit allein 22 der 77 Provinzialen), gefolgt von den US-Amerikanern. Papst Franziskus wurde vor der Bekanntgabe des Namens telefonisch informiert; bestätigen muss er die Entscheidung nicht. Franziskus hatte früher selbst an zwei Generalkongregationen teilgenommen, 1974/75 und 1983. (KNA)

14.10.2016, 18 Uhr: Ergänzt um Informationen zur Biografie Sosas. /jhe

Linktipp: Schlaue Jungs

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