Neue Bischöfe für evangelische Landeskirchen
Zwei evangelische Landeskirchen haben neue Bischöfe. Friedrich Kramer (54) wurde am Freitag an die Spitze der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) gewählt. Der bisherige Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt wurde auf der Landessynode in Kloster Drübeck bei Ilsenburg im dritten Wahlgang zum Nachfolger von Bischöfin Ilse Junkermann (61) bestimmt. Der EKM gehören mehr als 700.000 Protestanten an, die vor allem in Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie in kleineren Gebieten Brandenburgs und Sachsens leben. Die Amtseinführung ist für den 7. September geplant.
Kramer erhielt in einer Stichwahl 56 von 84 gültigen Stimmen bei 11 Enthaltungen und damit die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Seine Konkurrentin, die Plauener Superintendentin Ulrike Weyer (46), erhielt 17 Stimmen. Als dritter Bewerber hatte Pfarrer Karsten Müller (53) aus Halle/Saale seine Kandidatur nach dem ersten Wahlgang zurückgezogen. Das Bischofsamt in der EKM ist in der Regel auf zehn Jahre befristet.
Kramer wurde 1964 in Greifswald geboren. Nach seinem Studium der Evangelischen Theologie in Berlin war er Pfarrer in Lodersleben und Gatterstädt sowie mit der Jugendarbeit im Kirchenkreis Querfurt beauftragt. Von 1997 bis 2008 wirkte er als Pfarrer in der Studentenseelsorge in Halle (Saale). Seit 2009 ist er Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt und zugleich Studienleiter für Theologie und Politik. Kramer ist verheiratet und hat zwei Töchter.
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Vor seiner Wahl hatte Kramer angekündigt, die Kirche "in schwierigen Ab- und Aufbruchszeiten geistlich zu begleiten". Vieles werde man in der Kirche neu ausprobieren und denken müssen, "und dafür habe ich Gaben". Als vorrangig bezeichnet er es, den Ruf der Kirche zu verbessern, "damit Menschen Lust haben, in unserer Kirche mitzutun und stolz sind, in unserer Kirche zu sein - denn unsere EKM ist viel besser als ihr Ruf".
Junkermann scheidet Ende August nach zehnjähriger Amtszeit entgegen ihrem Wunsch aus. Ende 2017 hatte der Landeskirchenrat der EKM beschlossen, keinen Antrag auf eine Amtszeitverlängerung zu stellen. In ihrem letzten Bischofsbericht vor der Synode hatte sie am Donnerstag von eigenen Versäumnissen und "Dissonanzen, die ich ausgelöst habe, zum Beispiel durch pointierte Äußerungen oder zu rasche Reaktionen" gesprochen. Im September übernimmt Junkermann an der Universität Leipzig die Leitung der neuen Forschungsstelle "Kirchliche Praxis in der DDR. Kirche (sein) in Diktatur und Minderheit".
Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige gratulierte Kramer zu seiner Wahl. In einer Situation, in der christlicher Glaube nicht mehr selbstverständlich sei, komme dem Umgang der Kirchen miteinander sowie ihrem gemeinsamen Auftreten eine besondere Bedeutung für ihre Glaubwürdigkeit zu, so Feige.
Er würdigte "die erfreuliche ökumenische Entwicklung und das partnerschaftliche Miteinander zwischen evangelischer und katholischer Kirche" in Sachsen-Anhalt. "Dazu haben Sie bislang auch schon als Akademiedirektor konstruktiv beigetragen", sagte Feige an die Adresse Kramers. "Darum bin ich mir ziemlich sicher, dass sich unsere Beziehungen auch weiterhin recht fruchtbar gestalten werden."
Erstmals Bischöfin in Kurhessen-Waldeck
Die Landeskirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) wird zukünftig erstmals von einer Frau geführt. Beate Hofmann (55), Direktorin des Instituts für Diakoniewissenschaft an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal-Bethel, wurde am Donnerstag in Hofgeismar von der Landessynode in das Bischofsamt gewählt. Hofmann folgt auf Martin Hein (65), der seit dem Jahr 2000 als Bischof der EKKW amtiert und im September in den Ruhestand tritt.
Erstmals in der Geschichte der Landeskirche, die in Kassel ihren Sitz hat, hatten sich Frauen zur Wahl für das Bischofsamt gestellt. Hofmann setzte sich nun gegen Annegret Puttkammer (55), Pröpstin für Nord-Nassau in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), im zweiten Wahlgang durch.
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Die Landeskirche von Kurhessen-Waldeck hatte ihre Mitglieder im vergangenen Jahr aufgefordert, Vorschläge einzureichen. 140 Vorschläge mit insgesamt rund 60 Namen seien eingegangen, hieß es. Aus diesen hatte der Nominierungsausschuss zwei Kandidatinnen für die Bischofswahl bestimmt.
Der Bischof des Bistums Fulda, Michael Gerber, gratulierte Hofmann zur Wahl. "Durch Ihre bisherige Tätigkeit bringen Sie reichhaltige Erfahrungen für diese Aufgabe mit, die zweifelsohne so manche Herausforderung mit sich bringt", erklärte Gerber in einem persönlichen Schreiben. "Wir befinden uns damit ja beide im bischöflichen Amt in einer Anfangssituation. Möge das ein gutes Zeichen für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sein", schreibt der seit Ende März amtierende Bischof.
Beide Kirchen, die ein annähernd gleiches Territorium umfassen, befänden sich in einem grundlegenden Veränderungsprozess und begegneten ähnlichen Fragestellungen. "Wie gelingt es, in unserer Zeit Räume zu eröffnen, durch die Menschen in die Beziehung zu Jesus Christus und zu seinem Evangelium finden?", schreibt Gerber. Er zeigte sich dankbar, dass das Bistum und die Landeskirche "in geschwisterlicher Verbundenheit" schon wichtige gemeinsame Schritte in der Vergangenheit gegangen seien. (rom/KNA)
11.5.2019, 11 Uhr: ergänzt um die Äußerungen Bischof Feiges /rom