Neuzelle: Mönche wollen neues Kloster bauen
Wenige Tage vor der geplanten Neugründung des Klosters im brandenburgischen Neuzelle durch Zisterziensermönche aus dem Stift Heiligenkreuz in Österreich ist es zu einer überraschenden Wendung gekommen. Die Verantwortlichen haben angekündigt, den Konvent entgegen den bisherigen Plänen nicht auf dem historischen Klostergelände anzusiedeln, sondern in den kommenden Jahren eine komplett neue Klosteranlage zu errichten. Der geplante Neubau solle im Umfeld von Neuzelle gebaut und vollständig durch Spenden finanziert werden, erklärten der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt, Vertreter des Zisterzienserordens und die brandenburgische Kulturministerin Martina Münch (SPD) am Montag bei einer Pressekonferenz in Potsdam.
Das Kloster in Neuzelle soll an diesem Sonntag feierlich als abhängiges Tochterkloster (Priorat) des Stifts Heiligenkreuz wiedergegründet werden. Aus der österreichischen Abtei wurden dazu vor wenigen Tagen sechs "Gründermönche" ausgesandt, die den Konvent an der deutsch-polnischen Grenze nach 200 Jahren Unterbrechung wiederbesiedeln sollen. Erstmals hatten Zisterziensermönche 1268 ein Kloster in Neuzelle gegründet, das jedoch 1817 von Preußen geschlossen worden war. Die jetzige Neugründung erfolgt auf Einladung von Bischof Ipolt, in dessen Bistum das Kloster liegt. Seit vergangenem Jahr hatten bereits mehrere Mönche zur Probe in Neuzelle gewohnt und die Neugründung vorbereitet.
Abt Heim begründet Entscheidung für Neubau
Der Heiligenkreuzer Abt Maximilian Heim begründete die Entscheidung des Ordens für einen Neubau unter anderem mit den Erfordernissen der monastischen Lebensweise und den Gegebenheiten auf dem Neuzeller Klostergelände: "Unter Berücksichtigung der umfangreichen musealen, kulturellen und schulischen Nutzung des historischen Klostergeländes haben wir uns letztlich für die für die Perspektive eines Klosterneubaus im näheren Umfeld von Neuzelle entschieden."
Themenseite: Neugründung von Kloster Neuzelle
eit August 2017 leben nach 200 Jahren Unterbrechung wieder Mönche in Neuzelle. Vier Patres aus Heiligenkreuz prüfen eine dauerhafte Wiederbesiedelung des Klosters. Die Themenseite fasst die bisherige Berichterstattung zu Neuzelle zusammen.Die Mönche wollten nicht "wie Großgrundbesitzer" in die historischen Bauten in Neuzelle zurückkehren, sondern stattdessen die Grundlagen dafür schaffen, "wie Mönche des 21. Jahrhunderts zu leben", so Heim weiter. Der neue Klosterbau solle auf dem weitläufigen historischen Stiftsgelände in einem Umkreis von bis zu zwölf Kilometern entstehen. Das Gelände solle eine "Oase für Suchende" werden und mit dem alten Klostergelände eng verbunden sein. Unter anderem wollen die Mönche ihre regelmäßigen Gebetszeiten teilweise in der historischen Klosterkirche St. Mariä Himmelfahrt und der Kapelle des geplanten Klosterneubaus halten.
Der Ökonom des künftigen Priorats, Pater Kilian Müller, erklärte, ein Klosterneubau eröffne mehr "Gestaltungsfreiheit" als das ehemalige Kanzleigebäude, das bislang als Wohnort der Mönche vorgesehen gewesen war. So sei es in einem Neubau unkomplizierter, Gästezimmer für "Kloster auf Zeit" und Räume für weitere Mönche bereitzustellen. Auch sei es einfacher, Fundraising für ein Gebäude zu machen, das Eigentum des Ordens sei. Hinzu komme, dass durch die Entscheidung für einen Neubau "die seit Jahrhunderten bewährte architektonische Struktur eines zisterziensischen Klosters" realisiert werden könne, ohne durch Auflagen des Denkmalschutzes zusätzlich belastet zu sein.
Zu Kosten und weiteren Vorstellungen für den Neubau wollte sich der Orden noch nicht äußern. Bischof Ipolt kündigte jedoch eine Förderung des Bistums Görlitz in Höhe von einer Million Euro an. Kulturministerin Münch, die auch Vorsitzende der landeseigenen Stiftung Stift Neuzelle ist, sicherte zudem die Unterstützung des Landes bei der Grundstückssuche zu. Bis der geplante Neubau bezugsfertig ist, werden die sechs Mönche im katholischen Pfarramt auf dem historischen Klostergelände wohnen.
Münch, die sich auf politischer Eben stark für die Neugründung des Klosters eingesetzt hatte und den Mönchen Anfang des Jahres das Kanzleigebäude als künftigen Wohnort angeboten hatte, zeigte Verständnis für die Entscheidung des Ordens. Damit trügen die Zisterzienser ihrer Tradition eines monastischen Lebens Rechnung. "Ein Neubau bietet zudem zusätzliches Entwicklungspotential für das Kloster und lässt sich gut mit dem Wirken in der historischen Klosteranlage verknüpfen", sagte die Ministerin.
Bischof Ipolt hofft auf religiösen Aufbruch
Bischof Ipolt betonte, dass er sich von der Neugründung des Klosters einen religiösen Aufbruch in der Region erhofft. "Ich wünsche mir, dass durch die Mönche ein Ort des Gebets entsteht – und ein Ort, an dem Menschen mit den Mönchen gemeinsam Gott erstmalig oder wieder neu entdecken können", so der Görlitzer Oberhirte. Die Stille und Sammlung eines Klosters könne Menschen helfen, zu sich selber zu finden und in der Tiefe der eigenen Seele den Sinn des Lebens zu entdecken.
Die Neugründung des Klosters findet am Sonntag im Rahmen der jährlichen Görlitzer Bistumswallfahrt nach Neuzelle statt. Dazu werden knapp 2.000 Menschen erwartet. An der Wallfahrt und der Neugründung des Klosters nehmen nach Angaben des Bistums auch der Berliner Erzbischof Heiner Koch und der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer teil.