Papst bittet Jugendliche um Entschuldigung
Mit einer Messe im Petersdom ist am Sonntag im Vatikan die Bischofssynode zu Jugendthemen zu Ende gegangen. Neben den beratenden Bischöfen und Kardinälen aus aller Welt nahmen Tausende vor allem junge Gläubige an dem Gottesdienst teil. In seiner Predigt bat Papst Franziskus die Jugendlichen um Entschuldigung dafür, dass die Kirche ihnen oft nicht zugehört habe. Zugleich mahnte er, stärker auf junge Menschen zuzugehen und dabei "weder doktrinär noch moralistisch" zu sein. Die Synodalen wandten sich außerdem mit einem Brief an die Jugendlichen.
Franziskus: Christen sollen nicht Experten für das Heilige sein
Franziskus erklärte im Petersdom, er wolle "den jungen Menschen im Namen von uns Erwachsenen sagen: Verzeiht uns, wenn wir euch oft kein Gehör geschenkt haben; wenn wir, anstatt euch unser Herz zu öffnen, eure Ohren vollgeredet haben", so der Papst. Die katholische Botschaft dürfte sich weder auf "lehrmäßige Formulierungen" konzentrieren, die das Herz nicht berührten, noch "moralistisch" werden und sich auf soziales Handeln beschränken.
Die Kirche müsse fähig werden, "die eigenen Kreise zu verlassen, um jene anzunehmen, die 'nicht zu uns gehören' und die Gott leidenschaftlich sucht". Wie Jesus in der Zuwendung zu Bedürftigen müsse sich auch die Kirche "die Hände schmutzig machen". Christen sollten "nicht Lehrer aller und auch nicht Experten für das Heilige" sein, sondern Zeugen einer rettenden Liebe.
Nachdrücklich mahnte Franziskus, stärker auf Jugendliche zuzugehen. "Es ist nicht christlich, darauf zu warten, dass die Brüder und Schwestern, die auf der Suche sind, an unsere Türen klopfen; wir sollen zu ihnen gehen und dabei nicht uns selbst, sondern Jesus bringen."
Zu oft hätten Kirchenvertreter ihre eigenen Ideen als Gottes Wort ausgegeben und die Menschen mehr die Last der kirchlichen Institutionen als die "freundschaftliche Gegenwart Jesu" spüren lassen. Die Kirche werde damit zu einer "halbstaatlichen Organisation und nicht zur Gemeinschaft der Erlösten", kritisierte der Papst. Glaube sei "eine Frage der Begegnung, nicht der Theorie", betonte er weiter. "In der Begegnung schlägt das Herz der Kirche." Geistliche könnten nicht durch Predigten, sondern nur durch das Zeugnis ihres Lebens wirksam sein.
"Glaube keine Frage der Theorie"
In einem am Sonntag in mehreren Sprachen veröffentlichten Brief an junge Katholiken weltweit schreiben die Synodenväter: "Möge unsere Schwachheit euch nicht entmutigen, und mögen unsere Schwächen und Sünden kein Hindernis für euer Vertrauen sein."
Linktipp: Jugendsynode verabschiedet Abschlussdokument
Von der Digitalisierung über Migration bis hin zu innerkirchlichen Themen wie Umgang mit Frauen, dem Thema Sexualität und Missbrauch: Das Abschlussdokument der Jugendsynode spricht eine ganze Reihe von Themen an. Jetzt ist die Weltkirche gefragt.Die Bischöfe versprachen jungen Christen zugleich Rückhalt bei ihren Reformwünschen. Die Kirche wolle sie "auf neuen Wegen" begleiten, "wo der Wind des Geistes stärker weht und den Nebel der Gleichgültigkeit, Oberflächlichkeit und Entmutigung wegfegt". Die Kirche und die Welt brauchten dringend den Enthusiasmus der Jugendlichen. "Werdet zu Begleitern der Schwächsten, der Armen, der vom Leben Verwundeten", schrieben die Bischöfe.
Mit dem Gottesdienst endete die am 3. Oktober eröffnete Synode zum Thema "Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung". An der Versammlung von rund 270 Bischöfen aus aller Welt hatten auch 36 junge Katholiken unter 30 Jahren als sogenannte Auditoren teilgenommen. Zum Abschluss verabschiedeten die Bischöfe am Samstagabend ein Dokument, in dem sie sich für eine stärkere Öffnung der Kirche gegenüber Laien aussprechen und mehr Verantwortung insbesondere für Frauen verlangen. Auch regen sie vorsichtig ein Nachdenken über unterschiedliche Formen von Sexualität an. (gho/KNA)