Seine letzte Reise
In seiner Predigt fand Bischof Felix Genn sehr persönliche Worte für seinen Vorgänger: "Was ihn auszeichnete, war ein völlig selbstverständlicher, ja fast ungebrochener Glaube und eine Liebe zur Kirche, die sich durch keine Krise, keine Kritik, die er selbst bisweilen teilte und verstand, erschüttern ließ". Lettmann sei Zeit seines Lebens von einer persönlichen und engen Freundschaft mit Jesus geprägt gewesen.
"Wortgewaltige Stimme"
Genn ging auch auf den besonderen Charakter Lettmanns ein: "Er liebte es, kurz und prägnant seine Sätze zu formulieren, mit bisweilen wortgewaltiger Stimme", erinnerte er sich. Wer ihn näher kannte, hätte jedoch erfahren, dass die "markigen Worte" als Schutz für eine dahinter stehende tiefe Emotionalität gedient hätten. "Sie kam gerade dann zum Tragen, wenn es um den ging, der als Freund sein Leben bestimmte, der kommende Christus", so Genn.
Viele hätten in den vergangenen Tagen Trost daraus gezogen, dass Lettmann gerade in Bethlehem gestorben sei, führte der Bischof aus. Ein Gläubiger habe diese Hoffnung mit der Formulierung zusammengefasst, für einen Priester gebe es wohl nichts Besseres, als am Geburtstort Jesu zu sterben. "Wenn dieses Wort wahr ist, dann trifft diese Vorstellung besonders auf Bischof Reinhard zu, der so sehr die Orte des Lebens Jesu geschätzt und geliebt hat", erklärte Genn. Er spielte damit auf die häufigen Reisen Lettmanns ins Heilige Land an, das für den Geistlichen sein Leben lang ein Anziehungspunkt war.
Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod
Auch die Reise in diesem Frühjahr, die zur letzten seines Lebens werden sollte, hatte Lettmann trotz gesundheitlicher Einschränkungen unter keinen Umständen absagen wollen. Genn unterstrich die Symbolträchtigkeit des Ortes, an dem sein Vorgänger starb: Ausgerechnet in der Nähe der Hirtenfelder, wo im Lukasevangelium die Botschaft verkündet wird, dass Christus der Retter geboren ist, habe er sein Leben in die Hände dieses Retters gegeben.
Genn sagte weiter, ihn persönlich habe es besonders berührt, dass Lettmann nur wenige Augenblicke vor seinem Tod den Tischsegen gesprochen hatte mit den Worten: "Zum Gastmahl des Ewigen Lebens führe uns Christus, der König der Herrlichkeit". In diesen Worten drücke sich die ganze Hoffnung der Christen auf ein Leben nach dem Tod aus.
Diese Hoffnung vermittelte Genn auch den Trauernden: Zwar würde der Leib des Verstorbenen beerdigt, doch das geschehe in dem Wissen, das die Worte aus dem Begräbnisritus zusammenfassten: "Christus, der von den Toten auferstanden ist, wird unseren Bruder zum Leben erwecken".
Rund 2.000 Gläubige wollten am Requiem teilnehmen
Zu dem Gottesdienst waren nach Angaben der Münsterschen Zeitung rund 2.000 Gläubige gekommen. Da viele Plätze für Ehrengäste reserviert waren, hätten sich rund 50 Menschen schon zwei Stunden vor Gottesdienstbeginn am Dom eingefunden, um sich einen der wenigen freien Plätze zu sichern.
Unter den Ehrengästen waren neben zahlreichen katholischen Bischöfen auch Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe und der Vorsitzende der CDU- Münsterland Karl-Josef Laumann.
Bereits am Donnerstagabend war für Lettmann im Dom eine Totenvesper gesungen worden. Dazu waren nach Angaben des Bistums mehrere Hundert Gläubige gekommen. Viele Menschen nutzen zudem die Möglichkeit, an dem in der Marienkapelle aufgebahrten Sarg mit dem Leichnam des verstorbenen Bischofs vorbeizuziehen und Abschied zu nehmen.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, hatte Lettmann bereits kurz nach dessen Tod als vorbildlichen Seelsorger gewürdigt. Er habe die Bischofskonferenz wie kaum ein anderer geprägt.
Reinhard Lettmann war von 1980 bis 2008 Bischof von Münster. (gho/meu)