Taufe extrem! Wenn Mütter auf Felsen klettern
Die Kirche Abuna Yemata Guh im Norden Äthiopiens ist spektakulär – und das nicht nur wegen der uralten Wandmalereien in ihrem Inneren. Vor allem ist das Gotteshaus dafür bekannt, dass es in einem Felsenmassiv 400 Meter über dem Tal direkt in den Stein gehauen wurde und nur schwer zu erreichen ist. Denn es führt weder ein Weg noch eine Treppe hinauf. Man muss sich den Zugang erklimmen, dazu teilweise senkrechte Wände hochklettern und über eine Brücke aus zwei Baumstämmen balancieren, von der es links und rechts 200 Meter nach unten geht.
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Das alles tun die Gläubigen und der Priester ohne Seil und Sicherung. Umso spektakulärer ist daher der Brauch, dass äthiopische Frauen 40 Tage nach der Geburt ihrer Kinder mit diesen die Felsen erklimmen. Die BBC begleitete eine Mutter, die ihren Sohn Dowit in die Kirche bringt, um ihn dort taufen zu lassen. In dem Video sagt sie: "Es gibt keinen anderen Ort, an dem ich mein Baby taufen lassen würde". Die neueren Kirchen im Flachland seien "weniger wirkmächtig".
Abuna Yemata Guh soll laut Legende bereits im 6. Jahrhundert in den Stein gehauen sein. Sie ist einem der "Neun Heiligen" geweiht, die Äthiopien Ende des 5. Jahrhunderts missionierten, Abba Yem'ata. Die sehr gut erhaltenen Wandmalereien, die Figuren aus dem Alten und Neuen Testament zeigen, sind aus dem 14. Jahrhundert. In der Region Tigray gehören 99 Prozent der Bevölkerung der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche an. (luk)