Württembergische Landeskirche lässt Segnung homosexueller Paare zu
Künftig können in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg gleichgeschlechtliche Paare in einem Gottesdienst öffentlich gesegnet werden. Eine entsprechende Regelung bekam auf der Landessynode mit 65 Ja-Stimmen die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit, wie der Sprecher der Landeskirche, Oliver Hoesch, am Samstag in Stuttgart sagte. Demnach gab es 23 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen. Die neue Regelung gelte auch für Menschen des dritten Geschlechts.
Dem Beschluss zufolge kann bis zu ein Viertel der württembergischen evangelischen Kirchengemeinden "gleichgeschlechtlichen Paaren oder Paaren, von denen zumindest eine Person weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht angehört", einen Segnungsgottesdienst nach einer zivilen Eheschließung anbieten. Der nächste Schritt sei nun der Entwurf einer Ordnung, wie solche Segnungsgottesdienste aussehen könnten. Vermutlich werde es ein paar Monate dauern, bis der erste Gottesdienst dieser Art stattfinde. "Das ist ein wunderbarer Schritt, der nun möglich ist", sagte Hoesch.
Respekt für die andere Meinung
Die Segnungsgottesdienste waren umstritten. In der Präambel zu dem neuen Gesetz wird nach Angaben Hoeschs daher niedergelegt, dass Christen unterschiedlicher Prägungen auch zu unterschiedlichen Einschätzungen kommen könnten. Die jeweils andere Meinung werde jedoch respektiert. Dies sei "relativ wegweisend", so der Sprecher.
Bisher war die Württembergische Landeskirche außer der in Schaumburg-Lippe bundesweit die einzige, in der solche öffentliche Segnungen ausgeschlossen waren. Bislang war eine Segnung im privaten Rahmen, aber kein öffentlicher Gottesdienst möglich.
Auch katholische Bischöfe haben sich bereits zu einer möglichen Segnung homosexueller Paare geäußert. "Wir müssen in der Kirche ausführlicher darüber diskutieren. Schweigen und Tabuisieren führt nicht weiter und verunsichert", sagte etwa der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sagte, dass Priester die Situation der einzelnen Menschen ernstnehmen und sie seelsorgerlich begleiten müssten. "Da muss man auch ermutigen dazu, dass die Priester und Seelsorger den Menschen in den konkreten Situationen auch einen Zuspruch geben", so Marx. (mal/KNA/epd)