Kardinal Karl Lehmann ist tot
Kardinal Karl Lehmann, der langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und frühere Bischof von Mainz, ist tot. Er starb am frühen Sonntagmorgen gegen 4.45 Uh im Alter von 81 Jahren, wie das Bistum Mainz mitteilte. Die Diözese trauere "um einen weit über die Kirche hinaus hoch anerkannten Theologen, einen leidenschaftlichen Brückenbauer zwischen den Konfessionen und einen Zeugen des Glaubens inmitten der Gesellschaft", schreibt Bischof Peter Kohlgraf. "Wir verlieren einen allseits geliebten Bischof, der mit seiner Lebensfreude, seiner Menschlichkeit und seinem Glaubenszeugnis in den vielen Jahren seines Wirkens nicht nur im Bistum Mainz, sondern auch in der Deutschen Bischofskonferenz als langjähriger Vorsitzender Herausragendes geleistet hat."
In seiner Sterbestunde im Bischofshaus in Mainz am frühen Sonntagmorgen sei der Kardinal nicht allein gewesen, sagte Kohlgraf am Sonntagnachmittag vor Journalisten. Die Ordensschwestern im Haus und Mitarbeiter des Katholischen Klinikums Mainz hätten ihn bis zuletzt begleitet. Lehmann sei "gut vorbereitet und in innerem Frieden" gestorben. Der Kardinal habe zudem ein "geistliches Testament hinterlassen", um zu beschreiben, "was ihn innerlich bewegt hat". Über dessen Inhalt könne er aber im Moment noch nichts sagen, so Kohlgraf.
Der frühere Theologieprofessor Lehmann prägte mehr als 20 Jahre lang als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz das Bild der katholischen Kirche mit. Er galt als Vertreter eines weltoffenen und lebensbejahenden Christentums, das vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) geprägt war.
Requiem zur Beisetzung am 21. März
2011 reichte Lehmann zu seinem 75. Geburtstag bei Papst Benedikt XVI. sein Rücktrittsgesuch als Bischof ein, dem aber nicht stattgegeben wurde. Erst fünf Jahre später, am 16. Mai 2016, nahm Franziskus das Rücktrittsgesuch an. Der Kardinal war in den vergangenen Jahren gesundheitlich angeschlagen, Ende September 2017 erlitt er einen Schlaganfall und eine Hirnblutung. Seit Dezember wurde er in seinem Privathaus in Mainz von Ordensschwestern und Pflegekräften gepflegt. Zuletzt rief der Mainzer Bischof Kohlgraf die Gläubigen zu Gebet für Lehmann auf, der signalisiert habe, "dass er sich nun auf den Weg macht – das letzte Stück seiner irdischen Pilgerreise".
Das Requiem zur Beisetzung Lehmanns findet am Mittwoch, 21. März, um 15 Uhr im Mainzer Dom statt. Bischof Kohlgraf wird Hauptzelebrant des Gottesdienstes sein. Davor soll der Verstorbene in der Mainzer Seminarkirche, wo die Aufbahrung stattfindet, ab 14 Uhr verabschiedet und in einem Trauerzug in den Mainzer Dom überführt werden. Nach dem Gottesdienst wird Kardinal Lehmann in der Bischofsgruft des Mainzer Domes beigesetzt. Im Dom werden rund 300 Plätze reserviert sein; die weiteren Plätze werden frei zugänglich sein.
Lehmann wurde am 16. Mai 1936 im schwäbischen Sigmaringen geboren. Er studierte von 1956 bis 1964 Philosophie und Theologie an der Universität Freiburg und an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, wo er 1963 zum Priester geweiht wurde. Lehmann war bereits während des Konzils Assistent des 1984 gestorbenen renommierten Theologen Karl Rahner. Als Theologieprofessor lehrte er zunächst in Mainz und ab 1971 in Freiburg. Am 2. Oktober 1983 wurde er im Mainzer Dom zum Bischof geweiht und war damals mit 47 Jahren der jüngste katholische Bischof in Deutschland.
Im September 1987 wurde Lehmann zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt und in dem Amt mehrfach bestätigt, bis er es Anfang 2008 niederlegte. Trotz Meinungsverschiedenheiten mit Rom, etwa bei der Schwangerschaftskonfliktberatung und der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion, wurde er Anfang 2001 von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal erhoben. In dieser Funktion nahm Lehmann sowohl am Konklave im April 2005 teil, bei dem sein Landsmann Joseph Ratzinger gewählt wurde, als auch am Konklave im März 2013 bei der Wahl von Franziskus. (luk)
11. März 2018, 9:25 Uhr: ergänzt um Stellungnahme von Bischof Kohlgraf, 12:40 Uhr: ergänzt um die Trauerfeierlichkeiten, 15 Uhr: ergänzt um Details zur Sterbestunde und über das "geistliche Testament"