Gegen den Rentner war ein Haftbefehl erlassen worden

Morddrohungen gegen Priester: Angeklagter gefasst

Veröffentlicht am 20.10.2016 um 16:35 Uhr – Lesedauer: 
Rassismus

Ebersberg ‐ Der Angeklagte soll Postkarten mit Morddrohungen an einen aus dem Kongo stammenden Pfarrer geschickt haben. Weil der Rentner nicht vor Gericht erschien, war gegen ihn ein Haftbefehl erlassen worden.

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Die Polizei hat einer Vorabmeldung des "Münchner Merkur" zufolge den 74-jährigen Münchner gefasst, der am Dienstag nicht vor dem Amtsgericht in Ebersberg erschienen ist. Ihm wird vorgeworfen, Postkarten mit Morddrohungen an den aus dem Kongo stammenden früheren Pfarrer von Zorneding, Olivier Ndjimbi-Tshiende, geschrieben zu haben. Der Rentner muss sich wegen Beleidigung, Bedrohung und Volksverhetzung verantworten. Aufgrund seines nicht entschuldigten Fehlens hatte die Richterin Haftbefehl erlassen. Ein neuer Prozesstermin solle zeitnah festgelegt werden, sagte Gerichtssprecher Markus Nikol. Er rechne damit, dass die Verhandlung spätestens in zwei Wochen sein wird.

Der Fall sorgte weltweit für Schlagzeilen

Der Zornedinger Fall hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Vorausgegangen war eine Kontroverse zwischen dem Seelsorger und der örtlichen CSU wegen der Flüchtlingspolitik. Der Pfarrer, der die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, hatte im März die oberbayerische Pfarrei verlassen. Seit Oktober ist er Mitglied einer Forschungsgruppe am Zentrum Migration und Flucht der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Außerdem hilft er als Seelsorger im Raum Ingolstadt aus.

Am Mittwoch hatte Ndjimbi-Tshiende gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" erklärt, dass er massiver bedroht worden sei als bisher bekannt. So habe er nicht nur Postkarten mit Morddrohungen erhalten, sondern auch Briefe, sagte er in dem Interview. Dabei zitierte er aus einem Schreiben: "Wir kennen das Kennzeichen deines Autos, wir wissen, wo du wohnst, wir wissen auch, wohin du gehst, kennen deine Wege." Daran habe er natürlich gedacht, wenn er abends alleine in die Filialkirchen seiner Pfarrei gegangen sei, sagte der Geistliche. In einem anderen Brief habe gestanden: "Jetzt ist es Zeit, dass du weg von Zorneding kommst. Sonst passiert dir das Gleiche wie dem anderen Pfarrer." Darunter sei ein Artikel über einen Pfarrer aufgeklebt gewesen, der von Rechtsradikalen fast zu Tode geprügelt worden wäre. Der Zusatz habe gelautet, "dass man bei mir treffsicher sein würde", so der Pfarrer. (KNA/dpa)

20.10.2016, 17:47 Uhr: Ergänzt um die Informationen zum neuen Prozesstermin. /jhe